Nach Angaben der Anwaltskanzlei „Schneider, Droll & Kollegen“ aus Bielefeld hat sich in den letzten Jahren eine Reihe von Firmen auf den Verkauf angeblich wertvoller Faksimiles spezialisiert. Die Abzocker versuchten dann, diese Faksimiles vornehmlich älteren Kunden des ehemaligen Buchclubs vom Bertelsmann-Konzern zu überteuerten Preisen zum Kauf anzubieten.
Keine „echten“ Faksimile
Der Begriff „Faksimile“ wird im heutigen Sprachgebrauch für die originalgetreue Nachbildung eines historischen Dokuments genutzt. Die Anwaltskanzlei SDK aus Bielefeld kommt zu dem Schluss, dass die bislang geprüften Bücher keine Faksimiles sind, sondern lediglich billige Imitate.
Woher stammen die Daten der Opfer?
Viele Betrüger stellen sich als ehemalige Vertreter des Bertelsmann-Verlags vor. In den 80er und 90er Jahre zählte der Buchclub des Bertelsmann-Verlags weltweit mehr als 25 Millionen Mitglieder in verschiedenen Ländern. Seit der Einstellung des Direktvertriebs Mitte 2014 konzentriert sich die Nachfolgeorganisation „immediaone“ auf die Betreuung der Bestandskunden und die Weiterentwicklung der inhaltlichen Angebote. Viele Datensätze befinden sich noch in den Händen von „immediaone“ und ehemaligen Vertretern des Buchclubs.
Experten vermuten, dass zahlreiche Datensätze des Buchclubs entweder an Dritte weiterverkauft wurden oder von ehemaligen Vertretern des Buchclubs zu missbräuchlichen Zwecken genutzt wurden.
Methode
Der Vertreter versucht zunächst einmal, telefonisch Kontakt mit seinem Opfer aufzunehmen. In Ostbelgien ist ein Verbraucher von der Firma „Verlagsservice Exclusiv GmbH“ überredet worden, den Vertreter zuhause zu empfangen.
Zahlreiche Kunden des ehemaligen Buchclubs sind im Besitz einer Buchsammlung wie zum Beispiel der Bertelsmann Lexikothek. Der Vertreter behauptet, dass diese Lexikothek eine enorme Wertsteigerung erfahren würde, wenn der Verbraucher ein wertvolles Faksimile erwerben und somit in den Genuss eines sogenannten Abschluss- oder Echtheitszertifikats kommen würde. In vielen Fällen bieten die Vertreter dieser Firmen in Deutschland auch die Vermittlung eines Bankkredits zur Finanzierung des Ankaufs an.
Im Falle des Verbrauchers aus Ostbelgien betrug der Preis des Faksimiles insgesamt 11.000 €. Laut der ZDF-Sendung „Vorsicht Falle“ können die Preise der überteuerten Bücher zwischen 4.000 € und 17.000 € liegen.
Was sind das für Firmen?
Die Kanzlei SDK aus Deutschland betreut zurzeit circa 1000 Einzelfälle. Die Schadenssumme beläuft sich auf über 5 Millionen Euro. Aktuell geht die Kanzlei von 15 verschiedenen Firmen aus, die Haustürgeschäfte nicht nur in Deutschland einfädeln, sondern auch in Ostbelgien. Dazu zählt auch die Firma „Verlagsservice Exclusiv GmbH“ aus Berlin.
Worauf kann der Verbraucher Acht geben?
Bei Haustürgeschäften, wie in diesem Fall, kann der Verbraucher von seinem 14-tägigen Rücktrittsrecht Gebrauch machen. Die Verbraucherschutzzentrale rät, sich auf kein Treffen einzulassen und die Firma aufzufordern, die persönlichen Daten zu löschen.
Infos: Bernd Lorch, VSZ Ostbelgien