Europol, die oberste Polizeibehörde der Europäischen Union, bittet die Bevölkerung um erhöhte Aufmerksamkeit. Betrüger missbrauchen immer öfters gutgläubige Bürger, um ihre Geldwäschegeschäfte abzuwickeln. Strafverfolgungsbehörden aus 31 Ländern haben zwischen September und November 2019 an einer großangelegten Aktion unter der Leitung von Europol teilgenommen. Ziel war die Aufdeckung von Geldwäschesystemen. Bei den 1025 strafrechtlichen Ermittlungen wurden 228 Personen festgenommen und über 3800 sogenannte Geldesel identifiziert.
Was macht eine Person in dieser kriminellen Struktur zu einem Geldesel?
Geldesel bringen keine illegalen Waren über physische Landesgrenzen, wie z.B. Drogendealer, sie beteiligen sich oft unwissentlich an Geldwäscheaktivitäten, indem sie illegal erworbenes Geld auf ihren Bankkonten empfangen und anschließend weiterleiten.
Die Methoden, solche Geldesel über das Internet zu rekrutieren, werden immer raffinierter, was sich aus den Erfahrungen eines Opfers, das wir hier Francine nennen, erkennen lässt. Sie lernte einen neuen Freund über die sozialen Netzwerke kennen, der laut eigenen Angaben eine soziale Organisation leitet. Dank der erhaltenen Spenden könne er Bedürftige unterstützen und u.a. medizinische Versorgung gewährleisten.
Er möchte das Projekt auch auf Belgien ausweiten, beklagt aber hohe Gebühren. Er bittet Francine, hierfür ein Privatkonto auf ihrem Namen zu eröffnen. Auf dieses Konto würden dann die Spenden eingezahlt, die sie dann später auf das Konto der Organisation in der Schweiz überweisen solle. Überzeugt von seinen Erklärungen und aufgrund der Bereitschaft, bei diesem Projekt zu helfen, willigt das Opfer schließlich ein. Was sie jedoch nicht weiß, ist, dass das Geld nicht von Spendengeldern, sondern von gehackten Bankkonten stammt.
Es existieren natürlich noch viele andere Szenarien, wie Geldesel rekrutiert werden. Die meisten Opfer ahnen nichts von den illegalen Machenschaften und tappen in die Falle, indem man ihre Hilfsbereitschaft ausnutzt. Umso erstaunter sind die Opfer dann, wenn plötzlich die Polizei vor ihrer Haustüre steht und ihnen mitteilt, dass gegen sie wegen Geldwäsche ermittelt wird.
Seien Sie sich also der Gefahren bewusst, falls Sie Geld auf Bitten einer anderen Person empfangen und weiterleiten sollen.
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Mit dem Hashtag „dontbeaMule“, auf Deutsch „sei kein Geldesel“ hat Europol seit Dezember eine entsprechende Sensibilisierungskampagne zu diesem Thema gestartet.
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Infos und Illustration: Danny Loos, Föderale Kriminalpolizei Eupen