Das FBI und andere Strafverfolgungsbehörden versuchen natürlich die randalierenden Trump-Anhänger zu identifizieren. Bei einigen war dies auch ohne große Anstrengungen möglich, weil sie Fotos in rauen Mengen in den sozialen Netzwerken gepostet hatten. Der „New York Times“ waren indes Daten von Personen, welche am 6. Januar in Washington unterwegs waren, aus einer anonymen Quelle zugespielt worden. In dem überreichten Datensatz befanden sich etwa 100.000 Standortinformationen, darunter auch die Daten der Anhänger von Donald Trump, von Randalierern, Passanten und Augenzeugen. Eine Analyse dieser Daten erlaubte einen Blick in die Geschehnisse des dunklen Kapitels in der amerikanischen Geschichte. Anhand eines Datenvergleichs konnte man etwa 40 % der Teilnehmer ausmachen, welche zuvor an einer Veranstaltung unweit des Kapitols teilgenommen hatten. Am Bewegungsprofil konnte man sehen, dass sie anschließend zum Kongress marschiert sind.
Die Daten der Nutzer, so könnten man meinen, sind anonym. Auf den ersten Blick, ja. Wenn man sie aber mit Namen, Adressen, Profilen in den sozialen Netzwerken und Telefonnummern der Anwesenden anreichern kann, können die Bewegungsprofile lebenden Personen zugeordnet werden. So konnte die Zeitung sogar ganze Familien von ihrem Heimatort bis zum Kapitol zurückverfolgen. Sie kamen aus Bundesstaaten wie South Carolina, Florida, Ohio und Kentucky. Auf ihrem Weg nach Washington erkennt man Pausen an Tankstellen, Restaurants und Motels. Das unterscheidet sie gänzlich von den anderen Personen in der Nähe des Kapitols.
Standorte können aus GPS-Daten, Bluetooth-Signalen oder Mobilfunkantennen stammen. Die Qualität der Daten hängt von den Einstellungen des Telefons , der Bevölkerungs- und Gebäudedichte ab. Ein Teilnehmer, den die „New York Times“ identifizieren konnte, hatte seine Bilder auf einem sozialen Netzwerk veröffentlicht mit dem Vermerk: „Wir sind reingekommen“. Er fügt aber hinzu: „Ich bin nicht reingegangen“. Auf seinen Bildern konnte man ihn vor dem Gebäude erkennen. Kann man definitiv sagen, dass dieser Teilnehmer am 6. Januar im Kapitol war? Nein, denn das ist das Problem, die Standortinformationen sind dafür zu ungenau.
Die Zuordnung der Standortinformationen hat eine eindeutige ID, nämlich die „Mobile Advertising Identifiers“ ermöglicht. Es ist sozusagen ein „Supercookie“ auf dem Handy. Obwohl den meisten Nutzern Anonymität vorgegaukelt wird, ist diese ID imstande, mit einer anderen Datenbank mit derselben ID, jedoch diesmal mit Namen und Adressen, abgeglichen zu werden. Damit verdienen manche Firmen ihr Geld, sie machen aus scheinbar anonymen Handydaten eine Identifizierung des Nutzers möglich. Bereits in der Vergangenheit hatte man herausgefunden, dass eine vermeintlich harmlose Wetter-App Daten seiner Nutzer sammelt und an Interessenten weitergab.
Sowohl Apple als auch Google haben in den vergangenen Jahren Bemühungen unternommen, die Privatsphäre ihrer Konsumenten besser zu schützen. Trotzdem sollte uns dieser Bericht der "New York Times" wach rütteln und uns vor Augen führen, dass man zweimal prüfen sollten, ob und welcher App wir den Zugang zu solch sensiblen Daten, wie den Standort, gewähren.
Link
Infos: Danny Loos, RCCU