Letztes Jahr hat die Firma Encrochat von sich reden gemacht. Dieser Dienstleistungsanbieter bot Endgeräte mit Ende-zu-Ende-verschlüsselter Kommunikation an. Die Verschlüsselung galt auch für Anrufe, die somit abhörsicher waren. Die Firma war ins Visier der Strafverfolgungsbehörden und Europol geraten, weil viele Kriminelle diese Handys zur Kommunikation nutzten. Nachdem die Polizei das Netzwerk von Encrochat infiltriert hatte, konnten viele Nachrichten abgehört, gelesen und ausgewertet werden. Daraufhin folgten zahlreiche Haussuchungen und Festnahmen in vielen europäischen Ländern. Encrochat blieb nichts anders übrig, als den Betrieb letztes Jahr einzustellen. Doch diese Nische wurde von anderen Firmen, welche das gleiche Konzept anbieten, wieder gefüllt. Die kanadische Firma „SKY ECC“ ist solch ein Anbieter, der vom Zerfall von Encrochat profitierte. Äußerlich ist das von SKY ECC manipulierte Handy kaum von seinem Vorbild zu unterscheiden, aber die Maßnahmen zum Schutz der Privatsphäre sind sehr umfassend.
SKY ECC bietet umfassenden Schutz
Alle traditionellen Apps, GPS-Sender und Kamera sind gesperrt und die gesamte Kommunikation läuft über die Apps von SKY ECC in einer gesicherten Umgebung. Nicht nur das Handy, auch die SIM-Karte wird von SKY ECC gestellt und die Verbindungen laufen über deren Server, was eine Ortung durch die Polizei zusätzlich erschwert. Die Inhalte des Handys werden zudem nach einer festgelegten Zeitspanne sicher gelöscht.
Kunden gehören zum kriminellen Milieu
Wegen der hohen Sicherheit war die Hard- und Software größtenteils für das kriminelle Milieu interessant, besonders aber für die großen Drogendealer, die so untereinander sicher kommunizieren konnten. Für ein iPhone 11 und ein Abonnement für sechs Monate waren immerhin 1.769 € fällig – ein Preis, den sich nicht jeder leisten kann. SKY ECC bestreitet den Vorwurf, ihre Kundschaft stamme aus dem kriminellen Milieu.
Haussuchungen in ganz Europa
Doch nun war es den Strafverfolgungsbehörden aus den Niederlanden und Belgien gelungen, das verschlüsselte Kommunikationssystem von SKY ECC zu infiltrieren. Letzte Woche haben die Polizeidienste aus verschiedenen europäischen Ländern zahlreiche Haussuchungen durchgeführt. Allein in Belgien fanden Anfang März circa 200 Haussuchungen an einem Tag statt, dabei kam es zu 48 Festnahmen. Kriminelle werden Handys von SKY ECC in Zukunft wohl nicht mehr nutzen, alleine diese Tatsache ist ein Erfolg für die Strafverfolgungsbehörden.
Nutzer von SKY ECC sollen sich bei der Polizei melden
Die Föderale Polizei hat einen Aufruf in den Medien gestartet, dass sich die belgischen Nutzer von SKY ECC melden sollten, da ihre Daten ebenfalls abgefangen worden sind. Die zu kontaktierende Telefonnummer lautet 0800/30 300.
Infos: Danny Loos, RCCU