Die Bedeutung des Begriffs "nachhaltige Entwicklung" ist vielleicht so alt wie die Menschheit selbst. Dieses Leitbild vom weisen Vater, der seinen Kindern den Ratschlag mit auf den Weg gibt, nur so viel zu verbrauchen, dass andere auch noch etwas haben, dürfte jedem bekannt sein.
Doch wir Menschen hören eben nicht immer auf diese Ratschläge – mit bekannten Folgen wie Klimaerwärmung, Hunger, Armut, ...
Hans Carl von Carlowitz
Zum ersten Mal aufgetaucht ist dieser Begriff im 17. Jahrhundert bei Hans Carl Carlowitz und führt uns zurück ins barocke Zeitalter eines Johann Sebastian Bachs. Carlowitz (1645-1714) war Oberberghauptmann am kursächsischen Hof in Freiberg und alles andere als ein armer Mann. Er besaß ein Haus in Freiberg, ein Rittergut bei Mittweida, eine Glashütte bei Voigtsdorf und ein Waldrevier im Vogtland. Kurz vor seinem Tod veröffentlichte Carlowitz seine "Sylvicultura oeconomica", die sich rund um das Thema "Nachhaltigkeit" dreht.
Ein Problem tauchte damals schon europaweit auf: Holzmangel. Angesichts der Rohstoffkrise erkannte Carlowitz die Problemsituation und schrieb: "Man soll keine alten Kleider wegwerffen bis man neue hat also soll man den Vorrath an ausgewachsenen Holtz nicht eher abtreiben bis man siehet dass dagegen gnugsamer Wiederwachs vorhanden". Mit anderen Worten: Es sollte nur so viel Holz geschlagen werden, wie durch planmäßige Aufforstung, durch Säen und Pflanzen nachwachsen konnte.
Brundtland-Report 1987
So richtig aufgewertet wurde dieser Begriff aber erst durch den Brundtland-Report 1987. Vier Jahre zuvor gründeten die Vereinten Nationen als unabhängige Sachverständigenkommission die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (WCED, World Commission on Environment and Development) mit Sekretariat in Genf.
Ihr Auftrag war die Erstellung eines Perspektivberichts zu langfristig tragfähiger, umweltschonender Entwicklung im Weltmaßstab bis zum Jahr 2000 und darüber hinaus. Die Sachverständigenkommission setzte sich aus 19 Bevollmächtigten aus 18 Ländern weltweit zusammen, Vorsitzende war die frühere norwegische Umweltministerin Gro Harlem Brundtland.
Definition
Nachhaltig ist eine Entwicklung, wenn sie den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.
Dem Ideal nähern sich verschiedene Akteure aber mit ganz unterschiedlichen Vorstellungen, Maßnahmen, Methoden und Instrumenten. So sind die Ziele, die beispielsweise in der Agenda 21 verabschiedet wurden, als weltweiter Rahmen anzusehen, den die einzelnen Nationen, von der Ebene der Regierung bis hinunter zur Gemeindeverwaltung mit eigenen Zielen, Plänen, Maßnahmen und Instrumenten ausgestalten sollen. Im Grunde genommen sind diese Ziele auch für die Verbraucherschutzzentrale VoG bei ihrer täglichen Arbeit von wesentlicher Bedeutung.
Zwei Schlüsselbegriffe nachhaltiger Entwicklung waren im Brundtland-Bericht von wesentlicher Bedeutung: Der Begriff "Bedürfnisse", insbesondere der Grundbedürfnisse der Ärmsten der Welt und "Beschränkungen", die der Stand der Technologie und sozialen Organisation auf die Fähigkeit der Umwelt ausübt, gegenwärtig und zukünftige Bedürfnisse zu befriedigen.
Seit der Zeit des Brundlandt-Berichts hat der Begriff stark an Popularität gewonnen und wurde durch seine Verwendung in Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft mit verschiedenen Bedeutungen aufgeladen. So betrachtet steht Nachhaltigkeit auch im Gegensatz zur Verschwendung und kurzfristigen Plünderung von Ressourcen. Deshalb bezeichnet Nachhaltigkeit einen schonenden, verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen, der auch an zukünftige Entwicklungen und Generationen orientiert ist. Ein wirtschaftlicher Fortschritt ist nur langfristig mit Umweltschutz möglich.
Bernd Lorch, VSZ Ostbelgien - Bild: Sara Johannessen (epa)