Nachdem in England und Irland falsch deklariertes Pferdefleisch in Fertignudelgerichten gefunden wurde, haben Ermittler in Frankreich ebenfalls in Tiefkühllasagne Pferdefleisch nachgewiesen.
Und auch die Wirtschaftsinspektion in Belgien hat ihre Kontrollen ausgeweitet. "Wir haben unsere Untersuchungen ausgedehnt. Im Fokus standen zunächst Fertig-Lasagne, jetzt haben wir die Kontrollen auf alle Fertigprodukte ausgeweitet, die Hackfleisch enthalten“, sagte der Pressesprecher des Föderalen Öffentlichen Dienstes für Wirtschaft der Nachrichtenagentur Belga.
Die FÖD Wirtschaft besitzt eine Liste aller belgischen Lebensmittelunternehmen, die vom französischen Hersteller Comigel mit Fertiggerichten beliefert wurden. Die Marken "Findus" und "Picard" wurden bereits vom Markt genommen.
Darüber hinaus will die Wirtschaftsinspektion in den kommenden Tagen Proben entnehmen und DNA-Analysen durchführen, um mögliche Spuren von Pferdefleisch nachweisen zu können.
Die Verbraucherschutzzentrale VoG bemängelt unterdessen die langwierige Kommunikationsstrategie der Wirtschaftsinspektion. Die ersten Fälle von falsch deklariertem Pferdefleisch in Irland sind schon Mitte Januar aufgetaucht. Knapp einen Monat später wurde der Föderale Öffentliche Dienst für Wirtschaft erst aktiv. In Frankreich wurden die Produkte der Marke Picard aus dem Handel genommen.
Undurchsichtige Warenströme
Die VSZ kritisiert vor allem die undurchsichtigen Warenströme innerhalb der Europäischen Union und den Hang nach Billiglebensmitteln. "Da hat jemand ganz bewusst geschummelt und Geld damit verdienen wollen", sagt Pressesprecher Bernd Lorch im BRF-Interview.
Im Fokus der Ermittlungen stehen Schlachthöfe in Rumänien, Importeure in Frankreich, Lebensmittelunternehmen in Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden, England, Irland und Schweden. Nach Angaben des Tagesspiegels war das Lebensmittelunternehmen aus Luxemburg möglicherweise "unwissentlich" Umschlagplatz für Billigfleisch.
Pferdefleisch kostet nur ein Sechstel des unter strengen Kontrollen produzierten Rindfleischs. Und Rumänien produziert laut der Zeitung Daily Mail rund 14.000 Tonnen Pferdefleisch pro Jahr, das hauptsächlich für den Export gedacht ist.
Strengere Kontrollen
Die Verbraucherschutzzentrale fordert strengere Kontrollen und klarere Herkunftsangaben auf dem Etikett. "Hier stehen Discounter, Einzelhändler, Lebensmittelunternehmer und die Hersteller in der Pflicht, aber auch der Verbraucher. Denn im Grunde genommen kann sich kein Mensch vorstellen, dass man für 1,49 Euro ein halbes Kilo fertige Lasagne bekommt und die soll dann noch aus dem allerbesten Rindfleisch bestehen – das geht nicht", sagt Presse-Manager Bernd Lorch.
Bernd Lorch, VSZ Ostbelgien