Herr Loos, welche Form der Computerkriminalität war in den letzten 12 Monaten besonders stark vertreten?
Danny Loos: "Wir konnten zwei Phänomene beobachten: Zum einen eine neue Form der Erpressung, indem man den Internetnutzer dazu bringt, sich vor einer Webcam zu entblößen, um ihn anschließend mit dem aufgezeichneten Video zu erpressen. Diese Methode wird vor allen Dingen im französischsprachigen Raum angewandt. Die Urheber sitzen meist im südlichen Teil von Afrika. Zum anderen hat uns der sogenannte 'Polizeivirus' großes Kopfzerbrechen bereitet. Der sich 2012 schnell verbreitende Trojaner gibt sich für einen Polizeidienst aus und sperrt den PC des Benutzers. Nach einer Zahlung des Lösegeldes von meist 100 Euro soll der Computer angeblich freigeschaltet werden, was in Wahrheit aber nicht der Fall ist."
Wie hat sich die Lage mittlerweile entwickelt? Sind diese beiden Phänomene noch so stark vertreten?
"Nein, vor allen Dingen nach der Festnahme der Programmierer und Drahtzieher im Dezember vergangenen Jahres in Spanien hat die Verbreitung des Polizeivirus doch stark nachgelassen. Auch eine verbesserte Erkennung der Anti-Viren Software hat dazu beigetragen, den Trojaner einzudämmen. Die Erpressung via Webcam ist zwar noch vertreten, aber lange nicht mehr so stark wie in den vergangenen 12 Monaten."
Welche Trends sind momentan abzusehen?
"Allgegenwärtig ist momentan das Phänomen 'Phishing', d.h. das Abfangen von persönlichen Daten via E-Mail bzw. einer gefälschten Webseite. Besonders beliebt sind natürlich Zahlungsinstitute, auch belgische Banken und Online-Zahlungdienste sind davon betroffen. Vermehrt tritt auch das so genannte Vishing - eine Variante von Phishing - auf. Hierbei werden die persönlichen Daten per Telefon erfragt. Eine Kombination beider Techniken ist auch weiter im Vormarsch. Hierbei werden die Opfer dazu gebracht, einen Teil ihrer persönlichen Daten auf die traditionelle Phishing-Methode preiszugeben, wenig später werden sie dann telefonisch kontaktiert, um ihnen zusätzliche Informationen zu entlocken. Weitere Trends sind u.a. auch eine stärkere Verbreitung von Schadsoftware in sozialen Netzwerken und mobilen Geräten wie Tablet und Smartphones."
Nächste Woche gibt es wieder aktuelle Infos rund um die Sicherheit im Netz von der Föderalen Kriminalpolizei Eupen. Allgemeine Fragen um den Einstieg in das Thema Internet beantwortet gerne das Medienzentrum in Eupen, Tel 087/55.55.51, medienzentrum@dgov.be.