Selbst wenn ein Unfall am Stauende glimpflich abläuft, sind Sperrungen und kilometerlange Staus die Folge. Der eigentliche Stau hat oft eine kleinere Ursache und endet dann verheerend. Jacqueline Grünewald, Pressesprecherin des ADAC, erklärt, wie kommt es, dass es immer wieder die Stauenden trifft.
Die Stauenden bestehen nicht immer aus Kurven. Allerdings ist ein Stauende oftmals, wenn man gerade auf der Autobahn unterwegs ist, doch relativ plötzlich. Die Geschwindigkeiten, die gefahren werden, sind sehr viel höher als im Stadtbetrieb oder eben auf der Landstraße. Sie sind noch einmal bedeutsamer, vor allen Dingen dann, wenn es wirklich dazu kommt, dass man nicht mehr rechtzeitig bremsen kann. Dann sind die Folgen auch sehr viel schwerer, als wenn man mit Tempo 20 oder 30 oder manchmal eben auch 50 unterwegs ist. Ein reiner Sachschaden, aber auch menschlicher Schaden, das heißt Verletzte und sogar Tote, ist sehr viel höher, wenn man auf ein Stauende auffährt auf der Autobahn, weil die Geschwindigkeiten auch höher sind.
Warum bei Nachbarn in Nordhrein-Westfalen so schlimm?
Die A4 gehört zu den Autobahnen, die ganz stark befahren sind. Das sind natürlich auch Reisende, die entweder nach Belgien oder in die Niederlande fahren oder eben auch Reisende, die von dort kommen, genau so wie der ganze Warentransport, der auf der A4 stattfindet. Unheimlich viele LKW, die in Richtung Belgien oder die Niederlande fahren, aber die gleichzeitig auch die Güter wieder aus den Häfen insbesondere nach Deutschland oder weiter verfrachten.
Auf der A4 ist unheimlich viel Verkehr. Die Chance, dass dort ein Stau entsteht, ist sehr viel größer, zumal auch immer wieder gebaut wird. Baustellen sind ein Nadelöhr und da ist der Stau ganz schnell da. Deshalb muss man, wenn man auf dieser Strecke unterwegs ist, vorsichtiger und sehr aufmerksam fahren, das Radio anmachen und die Stauwarnungen ernst nehmen. Die Navigationssysteme sagen das mittlerweile auch schon.
Die Fahrer müssen aufmerksam unterwegs sein und einfach feststellen: "Ist da irgendwo etwas, blinkt da vielleicht die Warnblinkanlage, also die beiden Blinker am Heckende "- es ist auch ganz wichtig, dass man das selber macht, wenn man selber das Stauende ist - die Geschwindigkeit runterreduzieren, langsam auf das Stauende zurollen, den nachfolgenden Verkehr immer warnen, indem man selber die Warnblinkanlage anmacht, und auch ein bisschen Abstand zum Vordermann einhalten, damit man auch die Möglichkeit hat, eventuell, dort wo es auch geht, noch ausweichen zu können und nicht direkt auf der Stoßstange des Vordermanns zu landen. Und letztlich auch immer wieder der Blick in den Rückspiegel, der ist ganz elementar.
Man sollte sich natürlich mit den Funktionen des Autos auseinandersetzen. Das trifft oftmals natürlich auch Leute, die nicht regelmäßig mit dem Auto unterwegs sind, die vielleicht ein neues Fahrzeug haben. Und man muss sagen: Glücklicherweise muss man diese Warnblinkanlage nicht permanent einsetzen. Es gilt zu gucken, wo sich die Warnblinkanlage befindet. Oft ist sie wirklich ganz prägnant entweder in der Mittelkonsole angebracht - groß mit einem Warndreieck ausgestattet - oder vorne auf dem Armaturenbrett auch mittig.
Autofahrer oder LKW-Fahrer schuld?
Man kann da nicht unbedingt sagen, der oder der ist immer der Schuldige oder liegt ganz weit vorne. Leider sind die Unfälle, die wir jetzt gerade zu beklagen haben, darauf zurückzuführen, dass es eben LKW-Fahrer waren, die das Stauende übersehen haben. Das ist noch einmal mehr dramatisch, weil so ein 40-Tonner natürlich sehr viel mehr Kraft hat als ein PKW und damit auch sehr viel mehr Schaden anrichten kann.
Insofern auch noch mal der Hinweis an die LKW-Fahrer: "Bitte denkt daran, der Autofahrer sitzt doch in einem kleineren Gefährt und deshalb noch einmal vorsichtiger fahren und mit der besonderen Verantwortung in den Gedanken auch noch auf der Autobahn sein." Wir wissen, gerade die LKW-Fahrer haben auch wahnsinnig viele Aufgaben. Sie stehen zum einen unter Zeitdruck, müssen aber noch organisatorische Dinge vielleicht sogar während der Fahrt unternehmen, sind oftmals übermüdet, weil der Zeitdruck da ist - Lenk- und Ruhezeiten werden nicht eingehalten - und manchmal ist es nur die Sekunde, der Sekundenschlaf, die schon Verheerendes auslösen kann.
Deshalb auch noch einmal der Appell an diejenigen, die 40-Tonner und andere große Gefährte fahren: "Denkt daran, ihr habt sehr viel mehr Verantwortung als ein kleines Fahrzeug."
mm - Archivbild: Nicolas Maeterlinck (belga)