Mikroben sind überall. Doch unter den vielen Bakterien, Viren, Hefen und Pilzsporen gibt es nur einige, die für den Menschen schädlich sind: Krankheitskeime.
Und genau das weiß auch die Industrie, die gezielt ihre Werbekampagnen in diese Richtung steuert und dem Verbraucher etwas Angst einjagt, nach dem Motto: "Halten Sie ihre Umwelt nicht nur sauber, sondern keimfrei. Wenn nicht, ja dann ..."
Wer möchte denn schon mit Schädlingen und Keimen zusammenleben, die überall lauern können, um uns zu schaden? Antibakteriell heißt das Schlagwort, das manchen grübeln lässt, ob herkömmliche Reinigung mit Seife und Waschpulver ausreichend für seine Gesundheit ist.
Sinn oder Unsinn?
Sinn oder Unsinn, das ist hier die Frage. Im Bereich der Lebensmittelherstellung oder auch in Großküchen kann nach der üblichen Reinigung eine Desinfektion sinnvoll sein. Zu Hause jedoch ist so was vollkommen überflüssig.
Die Anforderungen an die Hygiene sind in beiden Bereichen recht unterschiedlich. Es muss unterschieden werden zwischen der Notwendigkeit der Reinigung und Desinfektion im professionellen Lebensmittelbereich, dort wo sie unbedingt notwendig ist – und Reinigung im Privathaushalt. Hier ist eben nur die gute herkömmliche Reinigung erforderlich, aber nicht die Desinfektion.
Keimfrei ist in
Doch "Desinfektion" ist in – das zumindest will uns die Werbung glauben machen. Denn eine Vielzahl an Produktneuheiten wirbt mit aktiver antibakterieller Wirkung. Darunter Haushaltsputztücher, antibakteriell ausgestattetes Toilettenpapier, entsprechende Frischboxen und Müllbeutel, sowie diverse Haushaltsreiniger. Dabei ist ihr Nutzen mehr als fraglich.
Aus Sicht der Verbraucherschutzzentrale sollten Produkte, die mit Aussagen werben wie "antibakteriell" oder "Bakterienblocker" am besten in den Regalen bleiben. Sie bieten keinerlei Vorzüge gegenüber normalen Reinigungsmitteln. Im Gegenteil, die Nachteile sind nicht zu unterschätzen. So erfordert der ökologische Umgang mit Wasser, dass Abwässer möglichst gering belastet werden.
Vorgaukeln von falscher Sicherheit
Aber auch eine falsche Sicherheit wird erzeugt, weil man denkt, man hat mit diesen Mitteln alle Gefahren beseitigt. Dem ist nicht so. Die üblichen Hygienemaßnahmen reichen im Haushalt völlig aus, sagen Experten. An erster Stelle sollte ein jeder darauf achten, dass man sich vor und nach dem Zubereiten von rohen Lebensmitteln die Hände wäscht. Dazu zählen beispielsweise Geflügel, aber auch Fleisch, Fisch und Eier. Essensrückstände und Fettspuren können Nährboden für Keime sein und sollten sofort mechanisch entfernt werden.
Deshalb gehört zur Hygiene, dass man benutzte Flächen ordentlich reinigt und danach gut abtrocknet, Putztücher häufig wechselt und ebenfalls gut abtrocknen lässt. In diesem Sinne es nicht eine Frage des richtigen Reinigungsmittels, sondern eher eine Frage des Bewusstseins für richtige Körperhygiene und Hygieneregeln im Haushalt.
Bernd Lorch, Verbraucherschutzzentrale Ostbelgien