Den Jury-Preis erhielt der Textilgigant Gap, der sich Reformen in der Textilindustrie in den Weg stellt. Für den Publikumspreis haben dieses Jahr über 280.000 Online-Voter abgestimmt. Er geht an den Ölkonzern Gazprom. Dessen Pläne, in der Arktis nach Öl zu bohren, sind ein Beispiel für rücksichtsloses Geschäftsgebaren auf Kosten von Mensch und Umwelt.
„Wir müssen sicherstellen, dass unser Wirtschaftsmodell mit unserem Wertesystem kompatibel ist und nicht, dass die Märkte es uns vordiktieren. Die Public Eye Awards machen auf unsere verlorengegangenen Werte aufmerksam“, argumentiert Toma?s? Sedla?c?ek, Hauptredner an der diesjährigen Pressekonferenz der Public Eye Awards und Star-Ökonom aus Tschechien.
Die Public Eye Awards fordern eine kritische Auseinandersetzung mit unserem gegenwärtigen Wirtschaftsmodell, konkrete Maßnahmen und rechtlich verbindliche Regulierungen von Staat und Konzernen.
Der Public Eye Jury Award geht an Gap
Trotz des schwersten Industrieunglücks des Landes, dem Einsturz der Rana Plaza Fabrik, mit über 1.100 Opfern und unzähligen Verletzten, weigert sich der US- amerikanische Textilgigant Gap bis heute, das rechtlich verbindliche Abkommen „Accord on Fire and Building Safety in Bangladesh“ zu unterzeichnen.
Stattdessen unterminiert das Unternehmen mit einem Pseudo-Abkommen aktiv die Bemühungen für wirksame Reformen in der Textilindustrie. „Gap weigert sich weiterhin, sich vertraglich dazu zu verpflichten, gemeinsam mit seinen Zulieferern und lokalen wie internationalen Gewerkschaften sicherzustellen, dass die Sicherheitsmängel in den Fabriken behoben werden und die Arbeitnehmenden das Recht haben, ihre Arbeit unter gefährlichen Bedingungen zu verweigern“, sagte Kalpona Akter, international anerkannte Arbeitsrechts-Aktivistin aus Bangladesch. Sie ist Geschäftsleiterin des Bangladesch Center for Workers Solidarity und war früher selbst Kinderarbeiterin in der Textilindustrie.
The Public Eye People’s Award
In Verbindung mit der Festnahme von 28 Aktivistinnen und Aktivisten sowie zwei freischaffenden Journalisten, den Arctic 30, ist Gazprom, der größte Konzern Russlands, mittlerweile zu einem Begriff geworden, der für die Ausbeutung der Arktis steht.
Auf der ganzen Welt wurde über die risikoreichen Ölbohrungen von Gazprom in der Arktis berichtet, die dadurch aus gutem Grund der Öffentlichkeit bekannt wurden: Aufgrund der extremen Bedingungen, wie Temperaturen bis minus 50 Grad Celsius, Eisbedeckung, heftiger Stürme und Dunkelheit, sind Ölbohrungen in der Arktis besonders riskant. Diesen Herausforderungen begegnet Gazprom mit einem völlig unzureichenden Notfallplan und setzt zudem auf veraltete Technik.
Gazprom ist das erste Unternehmen auf der Erde, das Öl aus den eisigen arktischen Gewässern pumpt, obwohl ihre Sicherheitsbilanz an Land entsetzlich ist. Mittlerweile verurteilen die Menschen den Konzern wegen seiner miserablen Bilanz punkto Sicherheit, Umwelt und Transparenz, so dass es den Preis für das schlechteste Unternehmen 2014 erhielt.
Bernd Lorch VSZ