Weil wahre Coolness von innen kommt, konnte er schon immer entspannt auf die Hype-Ausstattung verzichten. Nichts überstürzen, auf keinen Fall faken und erst Erfahrungen sammeln, damit die Basis stimmt: Das ist Laith Al-Deen. Mit 27 beginnt er seine Musik-Karriere zwar relativ spät, dafür aber durchschlagend.
Gleich auf seinem Debüt ist der heutige Klassiker "Bilder von Dir" und auch die Nachfolger, wie das #1 Album "Für alle" von 2004, sind bis heute Messlatte und Referenz für erfolgreiche und hochwertige deutschsprachige Popmusik.
Laith geht es immer um die Musik und nie um den Trend. Ihn interessiert, ob seine Lieder Gehalt und Bestand haben und sobald ein Album fertig ist, denkt er nur noch ans Livespielen. Denn Konzerte sind für ihn Liebe auf Augenhöhe.
Überhaupt, die Liebe. Sie prägt die Alben "Die Frage wie" (2005) und "Die Liebe zum Detail" (2007), genau so wie die Pause dazwischen. Laith heiratet, hält inne und zieht schließlich mit "Best Of" und"Session" Bilanz. Denn nach knapp einem Jahrzehnt und vier Gold-Alben muss das "Laith-Ding" mal auf den Prüfstand. Wenn man liebt was man tut, ist es besonders wichtig, nicht zu selbstverständlich damit umzugehen. Und vor allem: Nichts faken.
"Der Letzte Deiner Art" ist Al-Deen pur – mit mehr Uptempo und weniger Balladen, mit mehr Musik und weniger Strategie. Schon die erste Single, "Sicher sein", kommt ohne Ich-kann-auch-anders-Faktor aus und man hört dem Album an, dass der Mann mit sich im Reinen ist: "Alles, was ich da singe, kenne ich, habe ich schon getan." Laith hat in sich hineingehört und festgestellt, dass er sich zwar neu finden musste, sich dazu aber nicht neu zu erfinden brauchte – deswegen klingt das Laith-Ding 2011 überzeugter, lässiger und reifer denn je. Das neue Album ist gewollt persönlich und als siebte Studioalbum für Laith Glückszahl und gutes Omen zusammen. Aber dass "Der Letzte Deiner Art" so gelassen und ehrlich geworden ist, hat mit Glück überhaupt nichts zu tun. Höchstens mit Liebe.
Track by Track
"Gib dich frei"
Ist schon ein paar Jahre alt, jetzt fühlt sich der Song endlich richtig an. Der Text ist von Silbermond – gemeinsame Aufnahmen haben leider zeitlich nicht geklappt. Funktioniert aber auch solo einwandfrei.
"Lied für die Welt"
Die Antwort ist, dass es keine Antwort gibt. Das Lied hat nicht mehr als eine Meinung. Früher wäre Laith so ein Song vielleicht peinlich gewesen, aber heute kann er Fundamentales lässig und ohne Pathos aussprechen. "Klar, cooler geht immer – aber warum?"
"Sicher sein"
Die erste Single und ein vertrauter Puls für alle, die perfekt vernetzt sind, sich aber trotzdem manchmal verlassen fühlen. Es geht um die Fähigkeit, sich beschützen zu lassen und die intimste aller Vertrauensfragen zu stellen.
"Sterne"
Daran wurde schon länger gebastelt, als Laith sich kurz vor Feierabend ans Klavier setzt, drauf losspielt und der Song plötzlich anfängt, immer mehr Spaß zu machen. Es geht um die Frage: "Ergibt es Sinn, wenn nur ich allein etwas unternehme?"
"Wieder tun"
Entstand mit Kiko und war der Grund, gemeinsam mit ihm das Album zu produzieren. Ohne Anarcho-Anstrich, ganz schlicht: alles richtig machen geht nicht. Und es bringt einen auch nicht weiter.
"Nur einen Meter"
Wie "Wiedergeboren" wurde der Track im Studio der Söhne Mannheims aufgenommen. Das Thema: Jeden von uns kann unvermutet das Schicksal treffen – Grund genug, unser Glück ein bisschen öfter zu feiern.
"Der letzte Deiner Art"
Für Laith der schönste Tag der Aufnahmen: Alle in einem Raum und improvisieren, bis es stimmt. Der "musikalischste" Song des Albums und nicht umsonst der Titeltrack. Heutzutage kann man auf unterschiedliche Arten befreundet sein – wenn keine echte Zwischenmenschlichkeit dabei ist, ist es wenig wert.
"Wir werden mehr"
Ein Lied von zwei Hamburger Songwritern, das Laith auf Anhieb mochte, weil "das so richtig schön vor sich hin rockte". Und wieder diese Vertrauensfrage, nur diesmal auf gesellschaftlicher Ebene.
"Diesmal"
"Man kann das Messer auch mal weglegen und sich entschuldigen." Verzeihen ist eine so große Sache, dass unbedingt Pauken und Vollalarm in den Song mussten. Am liebsten hätte Laith noch Dynamit gelegt.
"Dreh dich nicht um"
Als Skeptiker ist Rückblick Tagesgeschäft. Der Song ist die Weiterentwicklung von "Wieder tun" – am besten Frieden machen mit der Vergangenheit, abhaken und dann: Blick nach vorn.
"Traum"
Eine Hommage an den Augenblick und den Genuss, eine Überzeugung in die Tat umzusetzen. Genauso hat Laith sich am Tag seines Heiratsantrags gefühlt – ein Moment, den man auf ewig festhalten möchte.
"Wiedergeboren"
Der Refrain war sofort da. Das Lied beschäftigt sich mit dem Hochgefühl, eine zweite Chance zu bekommen. Von Freunden, der Familie oder sogar von Fremden – ganz konkret beim Thema Organspende.
"Sie träumt"
Am Ende war der erste Take perfekt und es bleibt absichtlich ganz klein. Es geht ja auch um einen fragilen, vermeintlich unbedeutenden Moment, vielleicht an einem Sonntagnachmittag. Der Rest erklärt sich von selbst.
Cover: Sony Music