Video: Weihnachtsansprache von König Philippe
Am Vorabend von Weihnachten und Neujahr freue ich mich, zu Ihnen sprechen zu können. Sie haben mir bei meiner Thronbesteigung einen unvergesslichen Empfang bereitet. Ich war auch von den intensiven Kontakten der zahlreichen Menschen untereinander an diesem Tag tief beeindruckt. Ihre Begeisterung und Ihr Vertrauen haben mich aufrichtig bewegt.
Seit dem 21. Juli haben meine Frau und ich sehr viele von Ihnen getroffen. Bei unseren Antrittsbesuchen und auch darüber hinaus hatten wir die Möglichkeit, mit Ihnen über Ihre Sorgen und Ihre Hoffnungen zu sprechen. Wir haben dadurch einen noch tieferen Einblick von dem Leben in den verschiedensten Sektoren unserer Gesellschaft gewonnen.
So habe ich anlässlich der Unterzeichnung der Vereinbarung zur kulturellen Zusammenarbeit zwischen Flandern und der Französischen Gemeinschaft die Kulturminister zu einem reichen Gedankenaustausch mit Künstlern aus dem Norden und Süden unseres Landes zusammenbringen können.
Und bei unserem Besuch in der Deutschsprachigen Gemeinschaft hatten wir eine sehr fruchtbare Diskussion über das duale Ausbildungssystem und seine positiven Auswirkungen auf die Beschäftigung. Es ist meine Absicht, diesen Dialog mit Ihnen allen fortzusetzen und zu vertiefen.
2013 hat sich unser Land auf mehreren Gebieten hervorgetan. Die Qualität unserer wissenschaftlichen Forschung wurde durch die Verleihung des Nobelpreises für Physik belohnt und ermutigt. Unser B-Fast Team hat sehr effizient Nothilfe auf den Philippinen geleistet. Unsere Truppen sind erfolgreich an Friedensmissionen beteiligt. Unsere Spitzensportler erringen beachtliche Erfolge. Ich freue mich mit Ihnen, dass unsere Roten Teufel an der Fußball-Weltmeisterschaft teilnehmen werden. Daneben gibt es auch das Ergebnis der täglichen Arbeit eines jeden von Ihnen.
All diese Erfolge können nicht die vielen Schwierigkeiten verdecken. In unserem Land findet ein Jugendlicher von vier keine Arbeit, und ein Belgier von sieben lebt in Armut. Betriebsschließungen und -umstrukturierungen haben uns sehr hart getroffen. Zu viele Menschen leben in Einsamkeit.
In einem schwierigen sozialökonomischen Umfeld haben die Bundesregierung und die Regionalregierungen ermutigende Maßnahmen ergriffen, die darauf abzielen, unsere öffentlichen Finanzen zu konsolidieren, unsere Kaufkraft und unsere Wettbewerbsfähigkeit zu schützen, unsere Unternehmen zu unterstützen und unser Sozialmodell zu bewahren. Ich bin zuversichtlich, dass diese Anstrengungen fortgesetzt werden.
In den zurückliegenden Monaten und Jahren haben meine Frau und ich eine Vielzahl von jungen Belgiern getroffen, die vor Kreativität und Energie überschäumen. Wir haben auch Menschen getroffen, deren Talente sich nicht offenbaren konnten oder nicht erkannt wurden.
Es ist die Verantwortung von uns allen, die Qualitäten eines jeden zur Entfaltung kommen zu lassen. Unterricht und Ausbildung sind dabei von wesentlicher Bedeutung. Sie vermitteln Wissen, bereiten Menschen auf das Berufsleben, auf die Eingliederung in die Gesellschaft und auf die Ausübung von Bürgersinn vor.
Durch die Heranbildung eines kritischen Denkens und die Förderung der Teamarbeit machen Unterricht und Ausbildung die jungen Leute zu engagierten und verantwortungsvollen Männern und Frauen. Als Eltern haben meine Frau und ich, so wie Sie, sehr viel Bewunderung für die Arbeit der Lehrkräfte und Erzieher. Wir wissen nur zu gut, wie schwierig ihre Aufgabe ist.
Ebenso wichtig ist es, Bindungen zwischen allen Bestandteilen unserer Gesellschaft zu knüpfen. Bindungen zwischen Schule und Arbeitswelt. Denn immer wenn Bildungswesen und Betriebe zueinander finden, schafft das neue Beschäftigungsmöglichkeiten. Bindungen zwischen den Generationen. Die älteren Menschen sind eine wichtige Quelle der Erfahrung und Weisheit für die Jüngeren. Und schließlich die Bindungen zwischen allen Belgiern.
Vor vierzehn Tagen habe ich an der Gedenkfeier für Nelson Mandela teilgenommen, der auf so einzigartige Weise diesen Willen zum Brückenschlagen personifiziert hat. Mandela hat der Welt gezeigt, dass Dialog und Versöhnung die Welt ändern können. Lassen wir dieselbe Kraft in uns selbst finden.
Meine Damen und Herren, in diesen Tagen, in denen wir die Bande zu unseren Nächsten fester knüpfen, gehen unsere Gedanken ganz besonders zu all denjenigen, die es schwer haben und die alleine sind. Wir wünschen Ihnen allen frohe Weihnachten und ein sehr glückliches Neues Jahr.
Meine Hochachtung entspreche ich König Philippe aus, dass er seine Weihnachtsansprache ganz in deutscher Sprache gesprochen hat.
Mit dem "H" zu Beginn eines deutschen Wortes scheint er wohl seine Probleme zu haben
Welch eine Entwicklung hat unsere Gemeinschaft in den letzten 40 Jahren mitgemacht. Selbst König Philippe wendet sich in
seiner Weihnachtsansprache ausschließlich in unserer Muttersprache an uns Deutschsprachigen in Ostbelgien, die den BRF
empfangen können ! Auch das ist eine historische Stunde und verdient festgehalten zu werden.
Albert Gehlen