Auf Einladung der Botschaften von Deutschland, Liechtenstein, Österreich und der Schweiz in Belgien sowie der Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft und des Goethe-Instituts in Brüssel hat am 23. Januar eine Veranstaltung der Gesprächsreihe "Kleine Sprachen, große Sprachen" im BRF-Funkhaus in Eupen stattgefunden.
Es diskutierten Mariano Tschuor, Direktor des Rätoromanischen Rundfunks in der Schweiz (RTR Radio Televisiun Rumantscha) und Toni Wimmer, Direktor des Belgischen Rundfunks, über Sprachminoritäten und ihre öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. Bernd Riegert von der Deutschen Welle moderierte.
Für Mariano Tschuor sind die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft unverzichtbar. Er sieht sich mit folgenden aktuellen Problemen konfrontiert: Als Sender einer Minderheit ist man zwangsläufig ein Medium für ein kleines Universum und Zweitmedium, die Hörer wandern ab durch Wegzug und das Publikum ist überaltert. Er sieht es als Pflicht für einen Sender einer Sprachminderheit, Laborcharakter zu behalten. Da eröffnet das digitale Zeitalter neue Perspektiven mit der Zielvorgabe, für jede Kooperation im Interesse der Menschen offen zu sein und durch Nähe Identifikation zu schaffen.
Beide Anstalten – BRF und RTR – sind von der Größenordnung und von ihrer Lage in europäischen Grenzregionen vergleichbar. Beide machen Radio, Fernsehen und Internet. Ein wichtiger Unterschied besteht für Toni Wimmer darin, dass die deutsche Sprache zwar eine Minderheitensprache in Belgien darstellt, aber in Europa zur größten Sprachgruppe gehört. Der rätoromanische Rundfunk hingegen muss ohne sprachliches Hinterland arbeiten, also im wahrsten Sinne alle Beiträge selbst erarbeiten. Dafür stehen ihm im Vergleich drei Mal so viele Mittel zur Verfügung.
Der BRF-Direktor Toni Wimmer hat auch die richtungsweisende Funktion des Belgischen Rundfunks als erste autonome Einrichtung in der DG hervorgehoben, wobei der Rundfunk “politische Wirklichkeit geschaffen habe”.
Zwei große Herausforderungen stehen für den BRF an: der politische Wandel im Rahmen der sechsten Staatsreform und der technologische Wandel mit neuen Sendeformaten. Das alles vor dem Hintergrund begrenzter Mittel und Möglichkeiten. Die Entwicklung von Kooperationen, wie zum Beispiel die Zusammenarbeit im Rahmen von Via Euregio, sind da besonders wichtig und wertvoll.
Die Sondersendung "Kleine Sprache, große Aufgaben" wird ausgestrahlt am 20. März um 20 Uhr auf BRF1, am 21. März um 13 Uhr auf BRF2 und am 23. März um 13 Uhr auf BRF1. Der einstündige Mitschnitt ist auch nachzuhören auf unserer Webseite.
Foto: BRF