Referent des Abends ist der Paartherapeut Volker van den Boom. Er weiß aus seiner Erfahrung, dass beispielsweise die Beziehungsprobleme bei homosexuellen Paaren die gleichen sind wie bei heterosexuellen. "Das typische Rollenverhalten, die Gegensätze, die Streitereien darüber, wer Recht hat und wer darf bestimmen, was passiert - das ist bei allen Paaren gleich", erklärt van den Boom im BRF-Interview.
"Auch das Thema Treue taucht auf. Bei Schwulen sogar etwas schneller, weil es eben in Teilen der Schwulenszene üblich ist, den Partner häufiger zu wechseln", sagt der Paartherapeut, wobei er Wert darauf legt, dass dies nicht für alle homosexuellen Männer gilt.
Von einem normalen Umgang mit Homosexualität ist laut van den Boom auch unsere Gesellschaft noch ein Stück entfernt. Häufig haben gerade heterosexuelle Männer Angst davor, von Schwulen 'angebaggert' zu werden. "Wir heterosexuellen Männer kennen sexuelles Verhalten mit einer Frau, das kennen wir. Ein Frauenkörper ist für uns etwas sexuell Attraktives, Männerkörper nicht. Da stehen wir dann davor und kommen damit nicht klar. Daher können wir damit im Alltag gar nicht umgehen, wenn uns ein Mann anbaggert", so van den Boom.
"Lesbische Frauen haben auch lange Jahre ihres Lebens ihre Bedürfnisse nicht nur nach Sexualität, sondern nach einer Liebesbeziehung mit einer Frau verbergen müssen. Es ist eben immer noch nicht normal, sondern etwas Besonderes. Daher werden lesbische Frauen immer noch oft abgelehnt, gerade hier im ländlichen Raum", erklärt der Paartherapeut.
Volker van den Boom glaubt, dass wir gesellschaftlich auf einem guten Weg hin zu mehr Akzeptanz von Homosexualität sind, wenn auch dieser Prozess seiner Meinung nach zu langsam fortschreitet. "Homosexualität ist immer noch nicht etwas Selbstverständliches", sagt er. "Solange wir jemanden haben, von dem wir uns distanzieren können, von dem wir sagen 'das ist nicht normal', fühlen wir uns sicher in unserer Art."
Der Aachener Paartherapeut Volker van den Boom will mit Verständigungsproblemen zwischen homosexuellen und heterosexuellen Menschen aufräumen. Seinen Vortrag hält er am Donnerstag, den 3. November um 20 Uhr im Kulturzentrum Alter Schlachthof in Eupen.
sh/okr - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)