Es gibt Stimmen, die man nach wenigen Takten erkennt. Seine zählte dazu: Charles Aznavour. Mit diesem etwas rauen Klang hat er weltweit sein Publikum gefunden und begeistert, denn Aznavour war nicht nur in Frankreich eine anerkannte Größe, Charles Aznavour war ein Weltstar. Seine Chansons wurden auch von Bob Dylan, Liza Minelli, Elton John und vielen anderen interpretiert.
Geboren wurde Aznavour 1924 in Paris, seine Eltern waren aus Armenien in die französische Hauptstadt geflohen, und Armenien wird dem kleinen Mann mit der großen künstlerischen Ausstrahlung immer ein Herzensanliegen bleiben, 1995 berief ihn die Unesco zum Sonderbotschafter für Armenien.
Bereits mit neun Jahren sang Charles Aznavour im Restaurant seiner Eltern, von denen er die Liebe zur Bühne und zur Musik geerbt hatte, denn der Vater war von Hause aus Sänger, die Mutter Schauspielerin. 1942 begann er dann eigene Lieder zu schreiben, und es war Edith Piaf, die ihn vier Jahre später in einem Café singen hörte und ihn gleich mit auf Tournee durch Frankreich und die USA nahm. Ihr hat er den Durchbruch zu verdanken.
Seine Lieder handeln von der Liebe, Familie, Beziehungen, von Armenien, von den Schwachen in der Gesellschaft. Vor allem seit den 1970er Jahren wandte er sich immer häufiger sozialkritischen Themen zu. Zu seinen bekanntesten Chansons, die er übrigens mühelos in fünf Sprachen singen konnte, zählen "La Bohème", "She' oder 'Emmenez-moi".
Charles Aznavour war aber nicht nur Chansonnier, auch als Schauspieler feierte er internationale Erfolge. 1960 hat er sein Kinodebüt in François Truffauts Klassiker "Tirez sur le pianiste", unvergessen bleiben auch sein Spiel in der Schlöndorff-Verfilmung der "Blechtrommel" oder in Claude Chabrols "Die Phantome des Hutmachers".
Vor einigen Monaten musste Charles Aznavour seine seit vielen Jahren laufende Welttournee nach einem Sturz unterbrechen, jetzt wollte er zurück auf die Bühne und für Ende Oktober war auch ein Konzert in Brüssel anberaumt. Dazu kommt es jetzt nicht mehr. Charles Aznavour ist tot, aber die Stimme wird uns ewig erhalten bleiben.
Außerdem erinnern wir an Jacques Brel, dessen Todestag sich am 9. Oktober zum 40. Mal jährt. Er wurde nur 49 Jahre alt.Chansons,
Hans Reul