Vor allem musikalische Auseinandersetzung ist ihm wichtiger denn je: Kammerspielartige Arrangements komponiert er ebenso wie stampfende Industrial-Landschaften und Progrock-Exkurse. "Im Zentrum des Kreisels" ist stellenweise schwindelerregend angstfrei.
Anders als das Leben. In den zwölf Jahren (!) seit seinem letzten Soloalbum hat es einiges an Treibgut angespült. Rüdiger Bierhorst sortiert, was da aufgelaufen ist, und die Bilanz ist schwer verdaulich: Niedergeschlagenheit, Angst, Melancholie, Liebeskummer sind die Flecken in den Jahresringen, die er auf seiner musikalischen Drehbank freilegt, ohne zu weisen Schlüssen oder reifer Versöhnung überzugehen. Es ist, wie es ist. Allein zu erkennen, wo man steht, was mit einem passiert, was man fühlt, das hilft schon weiter.
"Im Zentrum des Kreisels", das ist das Innehalten, der Moment der Ruhe, obwohl man im Leben immer wieder beginnt, sich im Kreis zu drehen. Die gute Nachricht: Der Kreis muss ja nicht immer der gleiche bleiben.
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Markus Will