Es sind keine schrillen Auftritte und keine lauten Programme, mit denen Sascha Bendiks als musikalisch Reisender zwischen Kabarett und Poesie von Bühne zu Bühne zieht, ob im Duo mit Jess Jochimsen oder mit Simon Höneß. Augen- und vor allem Ohrenzeugen wissen allerdings um seine besonderen Qualitäten: Musikalisch komponiert Sascha Bendiks mit gewiefter Komplexität, und seine waghalsige Jonglage zwischen Chanson und Rocksong entgleitet ihm in keinem Moment. Als Texter erweist er sich als intensiver Beobachter des eigenen Lebens, aber auch als cleverer Houdini, der sich aus der Ich-Perspektive windet und seine An- und Einsichten über und auf das Leben wie einen Anzug hinterlegt, in den jeder hineinschlüpfen kann, der sich für eine Reflektion über das eigene Leben nicht zu schade ist.
Mit seinem langjährigen Kompagnon Tobias Schwab, mit dem er auch am Züricher Theater Rigiblick arbeitet, hat er sich in dessen Höllental-Studio zurückgezogen, um sein Können als Rock-Chansonnier und Alltagslyriker zu einem stimmigen Soloprogramm zu formen. Dabei stoßen wir auf allerlei Gepäck, das den meisten Menschen in der Lebensmitte bekannt vorkommen dürfte. Und wieder ist Sascha Bendiks mehr als ein Beobachter. Sein Habitus ist kein resignativer, kein melancholischer und schon gar kein zynischer. Selbstironie - ja!, aber er ist ein Mensch, der sich aktiviert, der das Leben in die Hand nimmt, wie es eben gerade liegt, fällt oder stolpert. Da appelliert er in "Schattenmenschen" an die leise Mehrheit, die Herz und Verstand am richtigen Platz hat, aber sich leider nicht gegen antifreiheitliche Tendenzen bemerkbar macht. In "Tandemrollator" bekräftigt er seine Überzeugung, gemeinsam und mit Freude alt werden zu können - seine Frau stimmt im Chor mit ein. In seiner Morgenstern-Vertonung "Es ist Nacht" beschwört er die Kraft der Liebe glaubhaft und unverkitscht, dass man als Hörer wie von einem Sog erfasst wird. Und in "Bewegung"“ vermischen sich Stolz auf das Erreichte und ein gütiger Blick auf das Gescheiterte zu einem leisen, aber überzeugenden Aufruf, das Leben in jeder Lage anzupacken und Veränderung zu umarmen.
"Leichtes Gepäck" ist es nicht, was Sascha Bendiks auf seinem Soloalbum gepackt hat. Er hat es nur so geschnürt, dass es sich gut verteilt und angenehm anfühlt.
Außerdem
- Ein Fundus für Raritäten des Folk-Jazz der 1970er und 1980er Jahre: "Once Again We Are the Children of the Sun"
- Neuheiten von Dota (mit Funy Van Dannen), Mia Aegerter, Meredith Moon, Jenny Lewis, Bill Pritchard, Boygenius, Josh Ritter, Jess Williamson und José González
Großstadtliebe (mit Funny van Dannen)
(D.Kehr / M.Kaléko)
Dota
Kleingeldprinzessin Records
Bewegung
(S.Bendiks)
Sascha Bendiks
Timezone
Bye Bye mein altes Ich
(M.Aegerter)
Mia Aegerter
Vagabundin Records
As The Day Grows Tired
(W. Ragar / J.Ragar / S.VanValkenburg)
Will & James Ragar
BBE
Come and Take Me by the Hand
(A.Varela / K.Rototo / Y.Cable)
Varela
BBE
Psychos
(J.Lewis)
Jenny Lewis
Blue Note
Brokenwing Bird
(M.Moon)
Meredith Moon
True North
Soldiers Joy
(M.Moon)
Meredith Moon
True North
The Lowering
(B.Pritchard / P.Woodcock)
Bill Pritchard
Tapete
Cool About It
(J.Baker / P.Simon / P.Bridgers / L.Dacus)
Boygenius
Interscope
Honey I Do
(J.Ritter)
Josh Ritter
Pytheas Recordings
Hunter
(J.Williamson)
Jess Williamson
Mexican Summer
Head On
(J.González)
José González
Imperial Recordings
Es ist Nacht
(S.Bendiks / C.Morgenstern)
Sascha Bendiks
Timezone
Markus Will