Es waren Simon & Garfunkel und Crosby, Stills, Nash & Young, die den jungen Pierre-Evrard Tra in seinem ivorischen Heimatstädtchen Bonoua geprägt haben. Es war die Musik, die das einzige Lokalradio spielte. Mit 17 begann er Gitarre zu spielen und wandte sich afrikanischen Virtuosen zu, G.G. Vickey aus Benin oder Eboa Lotin aus Kamerun zum Beispiel. Aus diesen Einflüssen begründete er seinen eigenen, unverwechselbaren Stil aus amerikanischem Folk, Americana und afrikanischen Stilen zwischen Griot, High Life und der Folklore rund um die Gouro-Sprache. Auf der Bühne gab er sich den Namen Peter One - eine Reminiszenz an seinen musikalischen Sehnsuchtsort Amerika.
An der Universität von Abidjan machte er Bekanntschaft mit Jess Sah Bi, einem Folk-Liebhaber mit Verbindungen zum nationalen Fernsehsender. Und dann ging alles ganz schnell: gemeinsame Fernsehauftritte, Live-Shows vor tausenden Zuschauern - und das auf dem gesamten afrikanischen Kontinent. 1985 nahmen die zwei ihr erstes Album auf: "The Garden Needs Its Flowers", ein Album mit weitläufigen, landschaftsanmutenden Klangkulissen, vermischt mit ivorischen Dorfliedern und Afro-Pop der 1980er Jahre. Sie sangen auf Französisch, Englisch und Gouro. Das Album machte das Duo zu Stars in Westafrika.
Doch 1990 kam es im zuvor drei Jahrzehnte lang prosperierenden Côte d’Ivoire zu politischen Spannungen, die sich verschärften (2002 begann ein Bürgerkrieg zwischen Nord und Süd), und Peter One entschied sich Mitte der 1990er Jahre, seine Heimat zu verlassen und in das Land zu gehen, aus dem seine liebste Musik kam, in die USA. In New York angekommen wusste er sehr bald, dass er ganz bei Null anfangen muss.
Auf der Suche nach Arbeit und einem Weg, seine Familie durchzubringen, landete er eines Tages in Nashville. Er hatte einen Job als Krankenpfleger bekommen, es gab sonst nichts, was ihn dorthin gezogen hätte. Doch mit der Zeit offenbarte sich ihm diese Stadt, "Music City", wie sie genannt wird, und er merkte plötzlich, dass er so gut wie angekommen war. Für die globale Schwarze Diaspora ist der Begriff der Ankunft von großer Bedeutung: die Vorstellung, dass Schwarze in Amerika, Afrika, Europa und anderswo auf die eine oder andere Weise immer schon angekommen sind. Freiwillig oder unfreiwillig - von einem Ort zum anderen gezogen oder gezogen worden. Dabei passen sie sich stärker an als es Menschen anderer Hautfarben zu tun pflegen. Sie erschaffen ihr Selbst neu und die Orte, an denen sie sind. Ankommen ist Erneuerung, Geburt, Anfang und Verheißung, und gerade in der amerikanischen Kultur ist das Ankommen wichtiger als die Herkunft.
Peter Ones Reise als Musiker von der Elfenbeinküste nach Nashville, Tennessee, ist nicht anders. Sein Leben enthält eine Reihe von Ankünften - seine Geschichte geht über die musikalischen Einflüsse von Folk und Country hinaus, sie erzählt von Menschen, die gegen Widrigkeiten in einem neuen Land einen Platz für sich und ihre Familien schaffen und beide neu gestalten. "Come Back To Me" ist konkret gewordene Einwandererbiografie, in der sich kulturelle Hin- und Her-Bewegungen schichtweise eingetragen haben. Sie folgt der im Jahr 2018 überraschenden und von der Presse begeistert kommentierten Wiederveröffentlichung seines Debüt-Albums von 1985 - der Moment, der für Peter One kommen musste, um wieder zur Gitarre zu greifen und seine Geschichte weiter zu erzählen. "Come Back To Me" ist ein einzigartiges afrikanisch-amerikanisches Folk-Album, wie es nur Peter One machen konnte. Erschienen ist es auf dem Label Verve Forecast.
Außerdem
- Staub in der Lunge, Licht am Horizont: "Dark Black Coal" von Logan Halstead
- Zum fünften Todestag der belgischen Sängerin Maurane (7. Mai)
- Ein paar Fragen der Haltung: Eva Beyer
- Neuheiten von Ulrich Zehfuß, David Beta und Perlee
Cherie Vico
(P.One)
Peter One
Verve Forecast
Eije
(P.One)
Peter One
Verve Forecast
The Flood
(C.Chaney)
Logan Halstead
Logan Halstead Records
Mountain Queen
(L.Halstead)
Logan Halstead
Logan Halstead Records
Haltungsfrage
(E.Beyer)
Eva Beyer
Recordjet
Mensch, Karsten!
(E.Beyer)
Eva Beyer
Recordjet
Alte Hasen
(U.Zehfuß / A.Wihk / J.Geusch / C.Fink)
Ulrich Zehfuß
Sturm & Klang
Mook
(C.Maurane)
Maurane
Saravah
Je ne sais pas
(J.Brel)
Maurane
Polydor
La Petite
(P.One)
Peter One
Verve Forecast
Joue-Moi Le Piano
(P.One)
Peter One
Verve Forecast
Augen zu
(D.Bereuther)
David Beta
Hypertension Music
Wilder
(C.O’Keeffe / S.Leech)
Perlee
Backseat
Markus Will