Das zweite i ist weder Tippfehler noch Willkür, das amputierte e eine Reminiszenz an unsere Gegenwart: Moonriivr sind ein Kind der Corona-Pause, einer Zeit, die angesichts großer internationaler Krisen fast schon wieder in Vergessenheit gerät und auch ihr Sound ist zeitlich schwer einzuorden: angenehm altmodisch und einladend neu. Am Anfang waren sie zu zweit: Gavin Gardiner, Sänger-Gitarrist der Indie-Folk-Band The Wooden Sky und Tontechniker der All Day Coconut Studios, und Champagne James Robertson, Lead-Gitarrist für ein halbes Dutzend Sängerinnen aus Torontos Musikszene wie zum Beispiel Lindi Ortega.
Mit einem Tonbandgerät, einer Nylonsaitengitarre und Mikrofonen verkrochen sich die zwei auf die Farm von Robertsons Familie und fingen an zu experimentieren. Nach und nach kristallisierten sich verführerische Klänge heraus: Rock’n’Roll der 1950er Jahre, Rhythm’n’Blues und Country der 1960er Jahre, Psychedelik der 1970er Jahre. Gardiner und Robertson begannen das alles zu vermählen - auf kleiner Flamme, nur Echos jener Musik sollten widerhallen, mit gezähmten Gitarren, alten Synthies und zurückhaltenden Schlaginstrumenten.
Mit ihrem Rohmaterial gingen die zwei zurück nach Toronto und holten zwei weitere Musikerfreunde ins Boot: Bassist Ben Whitely (The Weather Station, Basia Bulat) und Schlagzeuger Lyle Molzan. Whitelys rohes Bassspiel gab der Musik einen warmen Kern und Molzan verzichtete gleich ganz auf ein Schlagzeug, setzte stattdessen Shaker, Bongos und andere Schlaginstrumente ein. Den letzten Schliff wollten die vier schließlich wieder auf Robertsons Farm anlegen. Als sie ankamen, wurde dort aber renoviert, doch statt kehrt zu machen, suchten sie einen kreativen Umgang mit den zur Verfügung stehenden Räumen - bis hin zu Autos, die sie zu Aufnahmekabinen umfunktionierten und mit deren Türen sie je nach Öffnung die Akustik regulierten.
Nun ist ein Dutzend Songs aus dieser liebevollen Spielerei erschienen: "Vol. 1"“ haben Moonriivr ihren nostalgisch schaukelnden Heuboden-Rock’n’Roll genannt, der sehr organische Lieder über nahe Alltäglichkeiten und ferne Geheimnisse ins Ohr zirkelt. Und immer wieder erklingen hawaiianische Gitarren, die an diffuse, aber beständige Sehnsüchte erinnern, oder vielleicht besser: eriinnrn.
Außerdem
- Liederkracher: Andreas Albrechts siebtes Album "Nach außen, nach innen"
- In acht Sprachen durch die Klezmer-Welt: Tram des Balkans & Mélissa Zantmans Debüt "En cavale"
- Besingen, was man nicht sieht: Enno Bunger über seine und jedermanns Depressionen. Hinweis für Betroffene in Ostbelgien: Das BTZ bietet einfachen Zugang zu Rat und Hilfe.
- Wie anno 1966: Cat Power singt Dylan in der Royal Albert Hall
- Erinnerung an Jesse Ballard († 4.11.23)
- Neues von Warhaus, Sylvie Kreusch und Sarah Buckley
- Nachgereicht: William Prince und Freyr
Keine Lust mehr
(A.Albrecht)
Andreas Albrecht
Silberblick Musik
Tiere an den Oberflächen
(A.Albrecht)
Andreas Albrecht
Silberblick Musik
Zotar Mange
(Traditional)
Tram des Balkans & Mélissa Zantman
Les Entêtés Production
En cavale
(Traditional)
Tram des Balkans & Mélissa Zantman
Les Entêtés Production
Wind Chimes
(S.Buckley)
Sarah Buckley
Sarah Buckley
Mother to Me
(G.Gardiner)
Moonriivr
Victory Pool
Flowers on the Fire Escape
(G.Gardiner)
Moonriivr
Victory Pool
Bachelor Nation
(G.Gardiner)
Moonriivr
Victory Pool
Ich sehe was, was du nicht siehst
(E.Bunger / S.Muldoon)
Enno Bunger
Ennorm Records
It’s All Over Now, Baby Blue – Live at the Royal Albert Hall
(B.Dylan)
Cat Power
Domino Recording
Popcorn (feat. Sylvie Kreusch)
(M.Devoldere)
Warhaus
PIAS
Tanqueray
(W.Prince)
William Prince
Six Shooter Records
Constantly in View
(J.Ballard)
Jesse Ballard
Jesse Ballard
Night and Day
(F.Flodgren)
Freyr
Nettwerk
Markus Will
Danke für diese schöner Erinnerung an Jesse Ballard ! Ich kannte ihn persönlich, er war ein herzensguter Mensch und ein toller Musiker der leider nun - viel zu früh - nicht mehr unter uns ist ....