"Das kann theoretisch nur schief gehen", dachte sich Vero Nouk, als sie die Lust überkam, Chansons auf Französisch zu schreiben. Dass Lust über Vernunft siegt, liegt in der menschlichen Natur, und manchmal hilft dabei eine List: zum Beispiel das Scheitern zum Konzept zu machen. Vero Nouk hat mit ihrem Namen gespielt, um den Erwartungen von Nörglern, Mäklern und anderen Feinden der Kreativität den Wind aus den Segeln zu nehmen: Sie hat ihre erste kleine Chanson-Sammlung "Verronée" getauft, ein Wortspiel aus "Vero" und "erronée" – "fehlerhaft". Und plötzlich verändern Fehler ihr Antlitz und werden zu Charakter.
"Verronée" ist eine EP, die trotz ihrer Kürze von nur fünf Chansons in unter zwanzig Minuten eine intensive Reise von heiterem Esprit ("L’effet de café") über melancholische Besinnlichkeit ("Mon esprit qui se promène", "Le vagabond fatigué") bis zu berührender Selbstoffenbarung ("Mon visage", "Peur") absolviert. Den Abschluss bildet eine kaltschnäuzige Verbeugung vor dem Regelverächter par excellence, Serge Gainsbourg ("La chanson de Prévert").
Vero Nouks Mission ist kein Himmelfahrtskommando – die junge Musikerin tritt mit allerlei Befähigungen an. In ihrem schwäbischen Zuhause regiert die Musik, die Mutter spielt Harfe und Gitarre und bezieht die kleine Vero zu mehrstimmigem Gesang mit ein. Ihr Bruder lernt klassisches Klavier, und der Vater öffnet mit seiner riesigen CD-Sammlung den Blick auf die Weite der Musikgeschichte. Vero Nouk singt im Chor, in Kindermusicals und nimmt Gesangsunterricht. Nach dem Abitur möchte sie studieren, schwankt zwischen Physiotherapie, Französisch und Musik. Sie entscheidet nach Gefühl, geht an die Freiburger Jazz- und Rockschule und begeistert sich bald für Bossanova, Chanson und Jazz – auf Englisch, Französisch und Portugiesisch.
Die ersten eigenen Texte entstehen in Zusammenarbeit mit dem Schauspieler Christoff Raphaël Mortagne. Der Rest ist Herz und Handwerk: Vero Nouk schreibt Melodien, Arrangements und beginnt, ihre Chansons zu singen. Mit sanfter Stimme, starkem Ausdruck und verspielten Harmonien schafft sie eine sehr authentische Stimmung: "Diese Musik zu machen, fühlt sich wahnsinnig sinnvoll an."
"Verronée" ist der zarte Beginn einer künstlerischen Reifung mit dem Mut, sich vermeintlichen Tabus mit aller Verwundbarkeit zu öffnen. Vero Nouk besitzt ein gutes Gefühl dafür, was im Rahmen ihrer Möglichkeiten funktioniert. Und als wäre das nicht genug, bringt sie ihre EP auf dem eigenen Label Mosaik Records heraus, das sie mit zwei Musikerinnen in Berlin gegründet hat. Wenn man schon "Fehler" begeht, dann richtig.
Außerdem in dieser Sendung:
- Hafenmann: "Wundersame Welt"
- Thomas Wenzel: "Klaustrophobische Freiheit"
- Neil Young: "Before + After"
- Neuheiten von: Isaac Roux, Lener, David Hedderman, Merlin Hydes, The Dead South, Béla Fleck, Vera Sola, Sarah Shook & The Disarmers
L’effet de café
(V.Mannhardt / R.Andor / C.R.Mortagne)
Vero Nouk
Mosaik Records
Peur
(V.Mannhardt / R.Andor /C.R.Mortagne)
Vero Nouk
Mosaik Records
Blinder Passagier
(N.A.Thamer)
Hafenmann
Backseat PR & Labelservices
Der Kutscher
(T.Wenzel)
Thomas Wenzel
Misitunes
I Can’t Stay
(M.Haslberger)
Lener
Sun King Music
Grab Your Shoes
(M.Haslberger / S.Haslberger)
Sweet Lemon
Sun King Music
In Your Own Way
(D.Hedderman)
David Hedderman
Grönland Records
Autumn Love
(L.DeRoo)
Isaac Roux
Mayway Records
Dream Stepper
(M.Hydes)
Merlin Hydes
DevilDuck Records
Unidentified Piece for Banjo
(B.Fleck / G.Gershwin)
Béla Fleck
Béla Fleck Productions
A Little Devil
(TheDeadSouth)
The Dead South
DevilDuck Records
I’m Lying
(V.Sola)
Vera Sola
City Slang
Mother Earth (Solo Acoustic)
(N.Young)
Neil Young
Reprise
If You Got Love (Solo Acoustic)
(N.Young)
Neil Young
Reprise
Backsliders
(S.Shook)
Sarah Shook & the Disarmers
Abeyance Records
Markus Will