Was der Filmwelt die Oscars sind der Musikwelt die Grammys. Diese geballte Deutungshegemonie mag Nichtamerikaner ärgern, fußt aber auf nackten Zahlen: Der Umsatz mit Musikaufnahmen wächst seit 2014 kontinuierlich und betrug im Jahr 2022 über 26 Milliarden US-Dollar (aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor). Davon sind über zehn Milliarden in den USA erwirtschaftet worden - fast 42 Prozent des Weltmarkts. Die USA sind der mit Abstand größte Musikmarkt der Welt, vor Japan, Großbritannien, Deutschland und China (in dieser Reihenfolge). Und da viele Impulse von dort auf die übrigen Märkte wirken, ist die Macht der US-Institutionen unignorierbar.
Aber wie kommen die Stimmen für die Grammy-Gewinner zusammen? Und von wem? Die Preisvergabe erfolgt durch die Recording Academy, ein Interessenverband von Musikschaffenden - Künstler, Produzenten, Songschreiber, Toningenieure und so weiter - mit über 21.000 Mitgliedern. Etwa 12.000 von ihnen sind stimmberechtigt. Diesen Status erhält ein Mitglied, wenn es von mindestens zwei bereits Stimmberechtigten unterstützt wird. Es muss außerdem seine Beiträge - 100 Dollar pro Monat - regelmäßig bezahlen. Wichtiger aber: Mitglieder mit Grammy-Stimmrecht müssen Profis mit kreativen oder technischen Beiträgen zu mindestens sechs kommerziell veröffentlichten Titeln sein, egal ob Sänger, Dirigenten, Autoren, Toningenieure, Instrumentalisten, Arrangeure, Art-Direktoren, Verfasser von Album-Infos ("Liner Notes"), Sprecher, Musikvideo-Künstler usw. Und: Nicht jeder kann in jeder Kategorie abstimmen. Während Wahlberechtigte für die Nominierungen noch in neun von elf Genre-Kategorien plus dem Hauptfeld mitentscheiden dürfen, sind es bei der Wahl der Gewinner maximal 20 Preise von 88 (plus der sechs Preise in den vier Hauptkategorien). Das soll gewährleisten, dass sie ihre Expertise auf möglichst vertraute Genres beschränken.
So viel zum Hintergrund. In der Sendung hören wir quer durch die Gewinner der Folk-nahen Genres und präsentieren elf der 94 Gewinnerkategorien: Best Country Album, Best Country Duo/Group Performance, Best Americana Performance, Best Americana Album, Best American Roots Song, Best Bluegrass Album, Best Regional Roots Music Album, Best Tropical Latin Album, Best Música Mexicana Album (Including Tejano), Best Global Music Album, Best Global Music Performance. Die Gewinnerin des Grammy für das beste Folk-Album müssen wir nicht nochmal vorstellen, es wurde hier vielfach gewürdigt: "At Newport" von Joni Mitchell.