"Blassblau" geht es zu in den Liedern des Münchner Duos Malva. Auf ihrem Instagram-Kanal bezeichnen Sängerin und Lyrikerin Malva Magdalena Scherer und Komponist, Soundtüftler und Multiinstrumentalist Quirin Felix Ebnet ihre Musik als "melancholisch, analog, geschmackvoll, verträumt" – und wirken dabei sympathisch schüchtern, ohne die coole Attitüde, die auf dem Cover von "A Soft Seduction Daily" eingefangen ist, dem zweiten Album von Malva. Wie schon auf dem Vorgänger feiern Malva das Leben in seinen grauen Schattierungen und wechseln sich in englischen und deutschen Texten ab.
Ihr melancholischer Grundton folgt dem Narrativ einer Trennung, auch in ihren positiven Aspekten. "A Soft Seduction Daily" bietet Projektionsfläche für durcheinander geratene Gedanken, hier geht es nicht ums Steckenbleiben, sondern ums Weitergehen, und der Wechsel zwischen englischen und deutschen Texten hilft, Räume für unterschiedliche Blicke auf die Welt zu erschließen.
Auf Englisch klingt bei Malva nicht nur die Sprache anders: Während Magdalena Scherer bei den deutschen Songs immer zuerst den Text schreibt, ist es bei den englischen Titeln andersherum, da kommt zuerst die Musik. "Ich spüre, ob eine Melodie Englisch oder Deutsch ist", sagt sie. Englisch sei ein Stück weiter weg – "da bin ich ein anderer Teil von mir, vielleicht ein bisschen mehr sassy. Zu den deutschen Liedern habe ich einfach einen viel persönlicheren Bezug."
Und so ist "A Soft Seduction Daily" wie ein bunter Tag mit Ausflügen – neugierig der Welt zugewandt, dazwischen Pausen zum Innehalten, voneinander unabhängige Gedanken beginnen zu kreisen. Zwischen Neo-Chanson, Singer-Songwriter und grimmigem Indierock nehmen Malva uns mit zu Plätzen, an denen wir das Schöne und das Schmerzliche gleichermaßen entdecken.
"A Soft Seduction Daily" von Malva ist am 24. Mai 2024 bei Trikont erschienen.
Weitere Alben:
- Grizzly Bird: Creatures (Famous Gold Watch)
- Davie Anderson: Ballantrae Bound (Brechin All Records)
- Mick Harvey: Five Ways to Say Goodbye (Mute)
- Jim White & Marisa Anderson: Swallowtail (Thrill Jockey)
Außerdem Neuheiten von Faira und Leif Vollebekk.
Markus Will