Drei Wochen nach dem fabelhaften 20. Soloalbum ihres Ex-Manns Richard legt die beliebte Lady des British Folk im Alter von 76 Jahren ein eigenes neues Album vor – ein schlauer Marketing-Zug. Noch schlauer ist die Aufgabenverteilung im Werk selbst: Weil Linda Thompson seit den frühen 80er Jahren nur noch eingeschränkt singen kann, hat sie für ihre elf neuen Kompositionen Stellvertreterinnen und Stellvertreter eingeladen, die den Job übernehmen. Und wenn Linda ruft, kommen die Besten: Martha und Rufus Wainwright (verteilt auf zwei Songs), The Proclaimers, John Grant, Eliza Carthy, The Unthanks, um nur die bekanntesten zu nennen. Zudem hat ihr Sohn Teddy die Strippen gezogen und neben manch Co-Autorschaft die Produktion übernommen. Kami, ihre jüngste gemeinsame Tochter mit Richard, hat das Eröffnungslied gesungen, und selbst ihr Ex hat ein Lied mitgeschrieben.
"Proxy Music" ist ein generationenübergreifender musikalischer Familientalentpool mit internationaler Extraklasse. Der Titel "Proxy Music" ist nicht nur als Terminus für die stellvertretend Singenden originell, sondern auch, weil er den Namen der Glam-Pop-Band Roxy Music in sich trägt – was Linda Thompson zu einer Nachahmung des Roxy-Music-Debüt-Albumcovers motiviert hat. Das ist britischer Humor, aber nicht ohne Hintergrund: Das Erscheinen des Debüts von Roxy Music im Jahr 1972 markiert auch den Beginn von Linda Thompsons Schallplattenkarriere.
"Proxy Music" von Linda Thompson ist am 21. Juni 2024 auf Stoneground Records erschienen.
Weitere Alben:
- Matthew And The Atlas: Many Times (Communion Group)
- Marina Allen: Eight Pointed Star (Fire)
- Tiny Habits: All For Something (Mom+Pop)
- Atse Tewodros Project: Maqeda (Galileo)
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Markus Will