Das experimentelle Folk-Quartett La Cozna (savoyardischer Dialekt für "die Küche") hat ein Dutzend französische Volkslieder aus dem 20. Jahrhundert kühngeschliffen – wie es Künstler aus der Neuen- und Freien-Musik-Szene gerne tun. Da bleibt kein Ton auf dem anderen, und manchmal wird ein Lied von anhaltenden Störgeräuschen unterbrochen. "Ni Nuit Ni Jour" heißt das Debütalbum des Vierers, eines jener seltenen Entdeckungen, in denen etwas Neues entsteht, ohne dass jede Wiedererkennbarkeit verloren ginge. La Cozna agieren nahe an zeitgenössischer Musik und suchen darüber den Zugang zu traditionellen Liedern aus dem französischen Folk-Repertoire. Seit 2021 experimentieren sie zusammen, bringen ihre jeweiligen Wurzeln ein, rühren komplexe Klangfarben an, improvisieren.
Das Quartett bilden Clémentine Ristord, sie spielt Bassklarinette, Saxofon und Drehleier; Pierre-Antoine Despatures – Kontrabass und Schlagzeug; Benjamin Garson – Gitarre; und zuvorderst steht bzw. sitzt Clémence Baillot d’Estivaux, sie spielt Cello und leiht den Liedern ihre hohe, kristalline, kunstvolle Stimme. Doch La Cozna begnügen sich nicht mit ihren Instrumenten allein, sie bearbeiten sie elektroakustisch, kneten ihre spezifischen Klangeigenschaften hervor, und ziehen Wäscheklammern, Stricknadeln, Kaffeerührer, Alufolie und Trommelstöcke aus Horn, Knochen oder Bambus hinzu.
Die Lieder, die La Cozna für ihre Bearbeitungen gewählt haben, entstammen der Intimität von Küchenecken – geflüsterte Geschichten von Liebe, Gewalt und Freiheit. La Cozna erzählen sie mit Humor, Drama und Poesie. "Ni Nuit Ni Jour" ist ein Album mit fiebrigem Ton, voller Zweideutigkeit, Sehnsucht und auch mit ein wenig Dunkelheit.
"Ni Nuit Ni Jour" von La Cozna ist am 23. August 2024 bei Le Raffut Collectif erschienen.
Weitere Alben:
- Pony Bradshaw: Thus Spoke the Fool (Black Mountain Music)
- Lainey Wilson: Whirlwind (Broken Bow)
Außerdem:
- 70. Geburtstag von Elvis Costello
- Neuheiten von Wolf Biermann (re-imagined), Rodolphe Burger, Trust Fund, Long Tall Jefferson, Marcus Trummer, Amythyst Kiah und Jana Berwig
Markus Will