Jedes Jahr ziehen Musik-Medien und -Journalisten Bilanz, bauen Listen und erbauen sich an ihren Versuchen, dem musikalischen Jahr einen Altar mit Heiligenfiguren zu bauen. Und jedes Jahr werkeln Seiten wie Metacritic oder Album of the Year daran, all diese Listen auszuwerten und zu einer endgültig weisen Jahresbilanz auszugestalten. The Best of All the Best. Da gibt es zum Beispiel für jeden 1. Platz zehn Punkte, für den 2. Platz acht Punkte, für eine Platzierung auf den Plätzen 25 bis 50 einen Punkt und so weiter. Wer am Ende die meisten Punkte hat, hat auch das Album des Jahres abgeliefert.
Diese Rückschau von Chanson, Lieder und Folk baut auf über 110 Jahresabschlusslisten von Musikmagazinen und -portalen aus den USA, Kanada, Großbritannien und Australien und filtert die relevanten Singer-Songwriter-, Folk- und Americana-Platten heraus. Dabei kommt es zu einem Wiederhören mit Beth Gibbons, Adrienne Lenker und Jessica Pratt und zu manch sympathisch-kurioser Überraschung.
Hier die Top 13
13. Father John Misty: Mahashmashane (Bella Union)
12. Beth Gibbons: Lives Outgrown (Domino)
11. English Teacher: This Could Be Texas (Island)
10. Adrienne Lenker: Bright Future (4AD)
9. Clairo: Charm (Clairo Records)
8. Mk.gee: Two Star & The Dream Police (R&R Digital)
7. Sabrina Carpenter: Short n’ Sweet (Island)
6. Jessica Pratt: Here in the Pitch (City Slang)
5. Billie Eilish: Hit Me Hard And Soft (Interscope)
4. Cindy Lee: Diamond Jubilee (W.25th)
3. Waxahatchee: Tigers Blood (Anti-)
2. Beyoncé: Cowboy Carter (Columbia)
1. MJ Lenderman: Manning Fireworks (Anti-)
"Manning Fireworks", das vierte Album des Gitarristen und Komponisten Mark Jacob Lenderman aus Asheville, North Carolina, ist eine Indie-Rock- und Singer-Songwriter-Perle mit schrammeligen Gitarren und einer fesselnden Energie, voller Witz und Aufrichtigkeit. Lenderman, Enkel des Saxofonisten Charlie Ventura, ist ein exzellenter Erzähler, der zwischen fröhlicher Schrägheit und religiöser Motive (er ist katholisch erzogen worden und war lange Messdiener) eine ganz eigene Lyrik findet und mit klanglicher Sensibilität zwischen den Themen Männlichkeit und Nostalgie vermittelt. "Manning Fireworks" ist ein Americana-Album, das es verdient, entdeckt zu werden - und es mit der Wärme eines Jahresendfeuerwerks belohnt.
Markus will