Als der damals 27-jährige Musiker mit Brille, Wollmütze, Rauschebart, Holzfällerhemd und Halbakustikgitarre 2005 auf kleinen Bühnen auftauchte und solo oder mit zusätzlicher Gitarrenbegleitung einfache Lieder über komplexe Ängste in radikal zerbrechlicher Manier aufführte, machten seine spannungsgeladenen, intimen Konzerte schnell von sich reden. Und er hatte eine Geschichte dabei, die berührte: Als Kind zweier blinder Eltern hat er von klein auf einen sehr feinen akustischen Sinn entwickelt, weil Klänge zu Hause den hauptsächlichen Kommunikationsraum bildeten. Das erklärt seine für normal gebildete Ohren nuancenarme Musik, in der es um feinste Zwischentöne geht. Mit seinem vierten Album "Gold in the Shadow" von 2011 öffnete sich William Fitzsimmons vereinzelt für elektronische Elemente in seinen Songs. Es war auch der Start auf seiner neuen, bis heute währenden Label-Heimat Grönland - in Deutschland hat der in Springfield, Illinois lebende Künstler seine ergebensten Fans.
Mit seinem neuen Album setzt Fitzsimmons die Elektronisierung und auch Pop-Werdung seines Repertoires fort, von den dreizehn Songs sind nur noch zwei akustisch, und selbst die sind durch Chöre ("Call My Name") oder Streicher ("Slowly Moving Cars") aufgeladen. Fans können weiter die besonderen Fitzsimmons-Momente entdecken, seine typisch variationsarmen Melodien und der bürstend gehauchte Gesang bleiben bestimmend, vor allem aber seine schonungslos psychologischen Selbstbetrachtungen im Angesicht zerbrechlicher Gewissheiten wie Liebe und Freundschaft, vom Schmerz der Endlichkeit, die in Erinnerungen schlummert, und unumstößlicher Gewissheiten wie den Tod machen "Incidental Contact" wieder zu einer intensiven Begegnung mit der eigenen Verletzlichkeit, trotz Fitzsimmons’ begrenzten stimmlichen Gestaltungsraums.
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Markus Will