Sunny War, gebürtig Sydney Ward, war schon immer eine Außenseiterin, die Punk-Ethos und Folk-Blues-Wurzeln auf unkonventionelle Art und Weise vermischt. Die ehemalige Straßenmusikerin, die sich zu einer Visionärin des Genres entwickelt hat, lässt persönliche Kämpfe, soziale Kritik und einen rastlosen Geist in ihre Musik einfließen. Mit "Armageddon in a Summer Dress" setzt sie auf einen kühneren, elektrifizierteren Sound und geht über ihre übliche akustische Intimität hinaus in den Bereich einer kompletten Band. Diese Entwicklung folgt auf den Erfolg von "Anarchist Gospel" und die anschließenden Tournee-Jahre mit Ikonen wie Bonnie Raitt und Mitski.
Die Entstehungsgeschichte des Albums ist ebenso unheimlich wie seine Themen. Als sie im Haus ihres verstorbenen Vaters in Chattanooga,Tennessee lebte, glaubte Sunny War, dass es dort spukte - bis sie herausfand, dass Gaslecks in den Hausleitungen ihre Halluzinationen verursachten. Diese surreale Erfahrung prägte "Armageddon in a Summer Dress", ein Album, das mit Geistern im wörtlichen und metaphorischen Sinne in Einklang ist. Die Single "Ghosts" fängt diese Essenz ein, indem sie gespenstische Klanglandschaften mit Wars charakteristischem Fingerpicking vermischt. Ihr gewandtes Gitarrenspiel, das den Geist von Robert Johnson verkörpert, steht im Mittelpunkt, doch jetzt ist es verstärkt, überlagert von pulsierenden Drumloops und eindringlichen Orgelakkorden.
Die Musik von Sunny War bewegte sich schon immer auf der Grenze zwischen Rebellion und Tradition. Ihr Song "Walking Contradiction" (mit Anarcho-Punk-Legende Steve Ignorant von Crass) seziert die moralischen Kompromisse des Spätkapitalismus, während "One Way Train" eskapistische Dringlichkeit ausstrahlt. In "Cry Baby" (mit der Roots-Multiinstrumentalistin Valerie June) und "Scornful Heart" (mit dem kalifornischen Protestsänger Tré Burt) zeigt sich ihre Fähigkeit, Blues und Soul in den Punk-Folk-Mix zu integrieren. "Armageddon in a Summer Dress" fühlt sich sowohl wie ein Abschied an als auch wie eine Ankunft - eine Künstlerin, die ihre Kreativität auslebt und dabei die Geister der nicht beschrittenen Wege wahrnimmt.
Das Schlussstück des Albums, "Blues Blood" bildet den Kulminationspunkt. Sunny War, einst Straßenmusikerin in Venice Beach, steht nun Schulter an Schulter mit ihren Helden. Es geht nicht nur ums Überleben, sondern auch um einen künstlerischen Triumph. Sie lernt immer noch, ist immer noch auf der Suche und, was am wichtigsten ist, weigert sich immer noch, definiert zu werden.
"Armageddon in a Summer Dress" von Sunny War ist am 21. Februar auf New West Records erschienen.
Außerdem
- Der ambitionierte Soundtrack zum Bob-Dylan-Biopic mit den singenden Schauspieler*innen Timothee Chalamet, Monica Barbaro, Edward Norton und Boyd Holbrook ("A Complete Unknown", Columbia)
- Heather Nova läuft auf ihrem zwölften Studioalbum zu kompositorischer und therapeutischer Höchstform auf ("Breath and Air", V2 Records)
- Aus Südafrika: Zwei Welten, zwei Stimmen, eine Geschichte ("Unyazi", Yoav & Jabulile Majola)
- Neue Musik von Tindersticks, Dressed Like Boys, Basi Bulat, Lael Neale, Michael Lane
Markus Will