Ein Album wie ein Frühling nach langem Winter: "Gold", das neue Werk der österreichischen Singer-Songwriterin Susan Wolf, erzählt von Selbstheilung, Rückeroberung des eigenen Lebens und leiser Entschlossenheit. Zwischen elektrifiziertem Americana-Folk, Soul der 1960er Jahre und nordischer Melancholie öffnet sich ein Klangraum für Geschichten, die tief gehen und Hoffnung säen.
Zehn Jahre lang kämpfte Wolf mit einer fortschreitenden Multiple-Sklerose-Erkrankung. Ihr neues Album, entstanden nach einem außergewöhnlichen Genesungsweg, ist keine naive Triumphgeste, sondern ein poetisch durchdrungenes Dokument innerer Arbeit. Mit Produzent Nikolaj Heyman und einem dänischen Ensemble hat sie Stücke geschaffen, die getragen sind von Luft, Weite und der Überzeugung, dass es Heilung gibt –-für Körper und Herz. Mit "Return Like Spring" setzt sie den Ton: eine sanfte, aber starke Hymne an das wiedergefundene Staunen. In "Someone to Hold" zeigt sich ihre Musik als tastendes Gleichgewicht zwischen Verletzlichkeit und neuer Kraft, "Stay Away from My Heart" trägt Wolf mit abgründiger Stimme in einen Zeitlupen-Blues, "Kill the Beast" bietet mit dunklem Surf-Twang dem scheinbar übermächtigen Feind die Stirn.
"Gold" ist keine Sammlung gefälliger Durchhalteparolen, sondern ein vielschichtiges Album über das Werden - persönlich, musikalisch, existenziell. Susan Wolf, bürgerlich Susanne Maierhofer, gelingt damit ein seltener Balanceakt: Die Lieder wirken klar, direkt und offen - und tragen zugleich das Geheimnis ihrer Entstehung in sich. Das ist Musik, die als innerer Kompass dient. Und als Einladung, ja, Ermutigung, dem eigenen Weg wieder zu trauen.
"Gold" von Susan Wolf ist am 13. Juni bei Susan Wolf Records erschienen.
Außerdem in dieser Sendung
- Van Morrison: Ungezügelter Schaffensdrang auf hohem Niveau ("Remembering Now", Virgin Music)
- Mary Chapin Carpenter: Autobiografisches Erzählen, nachts um drei ("What Did You Miss", Lambent Light)
- Hermanos Gutiérrez: Instrumentale Schwebezustände zwischen Wüsten-Roadmovie und Sternensehnsucht ("Sonido Cósmico", Easy Eye Sound)
- Common Holly: Unschärfeminiaturen mit haargenauer Intimität ("Anything Glass", Keeled Scales)
- Hayden Pedigo: Raumgreifende Americana aus einer anderen Welt und ohne Worte ("I’ll Be Waving as You Drive Away", Mexican Summer)
- Puder: Hamburgisch-niederländisch-portugiesische Kollaboration zwischen Song, Soundscape und Schweden ("Aha. Ok. Let’s Surf The Planet", Pussy Empire Recordings)
- Francis Bebey: Restaurierte semi-elektronische Pionierfolklore aus dem Kamerun der 70er-Jahre ("Trésor Magnétique", Africa Seven)
- Neuheiten von Gruff Rhys und Pollyanna
Maaru Will