"LOOK! I’m Alive" – das klingt nach Lebenszeichen, nach Schockmoment, vielleicht sogar nach einem Witz. Und tatsächlich ist das neue Album von Quinn XCII genau das: überraschend, selbstreflektierend und weit entfernt vom überdrehten Pop-Eklektizismus seiner früheren Alben. Der Sänger aus Detroit mit bürgerlichem Namen Mikael Temrowski hat sich hörbar freigespielt, von den Konventionen des Mainstream-Erfolgs, aber auch von der krampfhaften Selbstinszenierung.
Elf Songs sind es geworden, und fast jeder wirkt wie eine kleine Inventur – von Beziehungen, Zwängen, Alltagsfluchten. Dabei verzichtet Quinn XCII auf die plakative Pose und sucht lieber nach echten Momenten. Gleich im Eröffnungstrack "Olive Tree" trifft lakonischer Text auf entschlackten Groove – kein Bombast, kein Effekthunger, sondern ein Künstler, der endlich den Raum findet, in Ruhe zu erzählen.
Produziert wurde das Album unter anderen von Alexander 23 (Olivia Rodrigo) und Johan Lenox (Travis Scott) – auch sie überraschen: statt Überladung gibt es Klarheit. Wer wissen will, wie reflektierter Pop im Jahr 2025 klingen kann, findet hier ein warmherziges Lebenszeichen.
"LOOK! I’m Alive" von Quinn XCII ist am 25. Juli 2025 auf AWAL Recordings erschienen.
Außerdem in dieser Sendung:
- Buddy Guy: Elektrisierendes Alterswerk eines 89-Jährigen ("Ain’t Done With The Blues", RCA)
- Tyler Childers: Ländliche Grenzgänge in den Appalachen mit rauer Stimme ("Snipe Hunter", RCA)
- Jade Bird: Große Fragen, kleines Pathos ("Who Wants to Talk About Love?", Glassnote Music)
- Tim Hart: Folk-Traditionen mit anrühremdem Ernst ("Parasol EP", V2 Records)
- 20 Träumereien aus der zweiten Reihe – zaghafte Musik der 70er und 80er, die kaum die Öffentlichkeit erreichte ("Maybe I’m Dreaming", Anthology Recordings)
- + Neuheiten von Meral Polat und Kurt Vile & Luke Roberts
Maaru Will