"Nusantara", ein altes Wort für das Inselreich des gesamten indonesischen Archipels, steht hier für eine gemeinsame Idee, die sich aus vielen Kulturen formt - auf dieser Idee basieren Nusantara Beat, eine Band, deren Mitglieder indonesische Wurzeln teilen und in Amsterdam ein Klanglabor eingerichtet haben. Die Gruppe knüpft an die Tradition des Sunda Pop an, einer seit den 1960ern eigenständigen Popströmung, die traditionelle sundanesische Musik mit Surf-Gitarren, psychedelischen Farben und Funk-Einflüssen verband.
Das selbstbetitelte Debüt führt diese Linie weiter, mit einer stärkeren Verankerung in den musikalischen Systemen Westjavas. Die meisten Stücke basieren auf der Pélog-Skala, einer siebentönigen Gamelan-Stimmung, die durch ihre asymmetrischen Intervalle einen schimmernden, fast schwebenden Charakter erzeugt. Diese Struktur bildet die Grundlage für elf neue Songs: Surf-Gitarren und moderne Synthesizer schieben sich über Gamelan-Samples, balinesische Gongs und den Kecapi-Zitherklang, wodurch Klangräume entstehen, die sowohl archaisch als auch gegenwärtig wirken.
Im Zentrum: die Stimme von Megan de Klerk. Sie schreibt die Texte in Englisch, Bassist Michael Joshua überträgt sie anschließend ins Indonesische - eine doppelte Perspektive, die sich musikalisch spiegelt: Westliche Produktionsästhetik trifft auf erzählerische Motive, die aus der indonesischen Popgeschichte, der Folklore und dem Alltagsleben gezogen sind. "Ke Masa Lalu" öffnet das Album mit Gamelan-Puls und Surf-Linien; "Bakar" arbeitet mit elektronischem Antrieb und futuristischem Synthesizer-Glanz; "Kalankang" greift eine sundanesische Geistergeschichte auf und übersetzt sie in eine musikalische Miniatur, die an die verspielte Theatralik alter Fernsehmelodien erinnert.
Nusantara Beat betreiben keine Heimatnostalgie. Die Band schreibt und produziert im Hier und Jetzt - klar strukturiert und tief informiert über die Tradition, aus der sie schöpft. Dass ihr Debüt zugleich zugänglich, detailreich und unverwechselbar klingt, macht es zu einem der interessantesten Projekte zwischen Folk, Psych und einem bislang wenig beleuchteten Feld globaler Popgeschichte in diesem Jahr.
"Nusantara Beat" von Nusantara Beat ist erschienen am 14. November bei Glitterbeat Records.
Außerdem in dieser Sendung
- Alison Brown & Steve Martin: Zwei Stars, zwei Banjo-Sprachen ("Safe, Sensible and Sane", Compass Records)
- The Brothers Comatose: Kalifornischer String-Sound ("Golden Grass", Swamp Jam Records)
- My Terrible Friend: Zweisamkeitsdialog ("I Tried to Be Kind", My Terrible Friend, 2017)
- Liam Kazar: Melodische Neugier zwischen Jazz und Folk-Pop ("Pilot Light", Congrats Records)
- Trish Imbrogno: Bluegrass-Liebeslieder einer Kontrabassistin ("Bluegrass Love Songs, Volume One", BassBar Media)
- Madi Diaz: Intime Offenheit im Halbdunkel ("Fatal Optimist", Anti)
- Lainey Wilson: Queen der Country Music Awards ("Whirlwind", Broken Bow Records)
+ Neuheiten von Kim Moberg, Paper Wings, Bella White
Maaru Will