Trier tut sich schon lange schwer mit dem berühmtesten Sohn der Stadt. Im Museum an der Porta Nigra wirkt Karl Marx wie eine Fußnote in der Dauerausstellung über die älteste Stadt Deutschlands.
Die Bürger der Stadt sind auch dieses Mal anlässlich des 200. Geburtstages von Karl Marx wieder Sturm gelaufen gegen ein Denkmal, das die Volksrepublik China geschenkt hat. Die Bürgerproteste richteten sich gegen Geschenke von Diktaturen, vor allem wenn sie sich auf Marx berufen.
Diese Proteste sind natürlich politisch vor allem von der AfD ausgeschlachtet worden. Von der Partei also, die Anfang des 21. Jahrhunderts das rechtsextreme Spektrum in Deutschland abdeckt. Diese Diskussion wird leider in keiner der vier Jubiläumsausstellungen gebührend thematisiert. "Marx ist nicht Marximus", meint dazu der Geschäftsführer der Karl-Marx-Gesellschaft, Dr. Rainer Auts, zuständig für das Konzept der Ausstellungen.
Als der 150. Geburtstag von Karl Marx gefeiert wurde, gratulierte das von der SPD betriebene Karl-Marx-Haus in Trier noch allein. Das war 1968, als das Gespenst der Studentenrevolution in Europa umging. Heute, 50 Jahre später, beteiligt sich neben der Stadt Trier und dem Land Rheinland-Pfalz sogar das Bistum an den Feierlichkeiten.
Die beiden großen Ausstellungen im Rheinischen Landesmuseum und im Stadtmuseum Simeonstift beleuchten die Biographie von Karl Marx. Mit seinen Stationen in Trier, aber auch in Köln, Berlin, Paris, Brüssel und schließlich London, wo er 1883 gestorben ist.
Karl Marx war ein politischer Flüchtling im 19. Jahrhundert. Aus Frankreich und Belgien wurde der Autor von „Das Kapital“ und „Das Kommunistischen Manifest“ ausgewiesen. Marx war aber auch ein Wirtschaftsflüchtling, der als Journalist seine Familie nicht ernähren konnte und deshalb immer wieder ins Ausland auswich.
Die Parallelen zur heutigen Zeit liegen auf der Hand. In den Trierer Ausstellungen findet man dazu interessante Anmerkungen und Einschätzungen. Man muss allerdings genau hinschauen.
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Werner Barth