Am 7. Juli wird in Besançon gefeiert. Genau vor zehn Jahren wurde die Zitadelle von Besançon auf die Unesco-Welterbeliste gesetzt. Zusammen mit elf anderen Bauten des Militäringenieurs Vauban, der im Dienste von Ludwig XIV das Königreich Frankreich mit einem Schutzgürtel aus insgesamt fast 100 Festungsbauten versah.
Für den 7. Juli ist in Besançon ein riesiges Volksfest geplant, wie überhaupt das ganze Tourismuskonzept der Zitadelle von Besançon auf das große Publikum ausgerichtet ist. Dabei steht nicht nur der historische Aspekt im Mittelpunkt. Hauptargument für einen Familienbesuch ist ein zoologischer Garten, den man innerhalb der Festungsmauern eingerichtet hat.
In einem anderen Juwel der Architektur in Franche-Comté ist sogar ein Hotel untergebracht. Die Königliche Saline von Arc-et-Senans, die seit 1982 zum Unesco-Welterbe gehört, ist heute Kongresszentrum, Ausflugsort und Freilichtmuseum mit Übernachtungsmöglichkeit. Die 1779 fertiggestellte Manufaktur zur Salzgewinnung war das Meisterstück des Architekten Claude Nicolas Ledoux.
Für das Salzwerk hat Ledoux eine Modellstadt mit Wohnhäusern, einem Krankenhaus, Geschäften und Schulen für die Arbeiter und deren Familien entworfen. In dem riesigen Gebäudekomplex in Arc-et-Senans sind heute neben dem Hotel und dem Kongresszentrum die größten ehemaligen Produktionsstätten in Ausstellungs- und Konzerthallen umfunktioniert worden. Jordi Savall garantiert seit fünf Jahren als Artist in Residence das internationale Niveau der Veranstaltungsreihe.
Noch radikal moderner verwaltet La Charité sur Loire seine geschichtsträchtigen Bauten aus dem 12. Jahrhundert. Ein Theaterfachmann sorgt ganzjährig für Animation rund um die Prioratskirche Notre Dame, die seit 1998 als Teil des Jakobswegs zum Unesco-Weltkulturerbe gehört.
"Im Weltkulturerbe leben" möchte Le Moine, vergleichen mit anderen Kulturen und Zusammenhänge aufzeigen. Er arbeitet gleich mit mehreren Artists in Residence, mit Künstlern, Schauspielern und Schriftstellern.
"Die eigene Kultur versteht man besser im Zusammenhang mit anderen Kulturen", lautet das Leitmotiv. Eine klare Botschaft in Zeiten der Migration, wenn unterschiedliche Kulturkreise einander begegnen. Dieser Austausch soll permanent organisiert werden: Für Tagestouristen, die nur mal vorbeischauen wollen, genauso wie für die örtliche Bevölkerung.
Höhepunkte einer Reise durch die geschichtsträchtige Region Bourgogne-Franche-Comté waren schon immer die Sakralbauten, die von der Unesco schon früh nach der Verabschiedung der Welterbekonvention im Jahr 1972 anerkannt wurden.
Die Basilika Sainte-Madeleine aus gelbem Sandstein thront auf dem Hügel von Vézelay. Romanik und Gotik treffen in dieser Pilgerstätte des Mittelalters aufeinander.
Die nächste Station ist die Zisterzienser Abtei von Fontenay mitten in der Natur. Hier pflegten die Mönche im 12. Jahrhundert das Ideal einer autarken Lebensweise in Abgeschiedenheit und Stille. Fontenay ist die einzige Abtei dieses Ordens in Europa, die noch vollständig erhalten ist: Kloster, Kirche, Kapitelsaal, Schlafsaal, Skriptorium, Wärmestube und Schmiede können noch heute besichtigt werden.
Fontenay ist übrigens eins von insgesamt nur drei Baudenkmälern in Frankreich, das privat betrieben wird. 90.000 Besucher pro Jahr garantieren den Fortbestand des Kulturerbes, das neben Eintritten auch mit Erlösen aus Events und Konzerten klassischer Musik finanziert wird.
Seit 2016 gehört die Kapelle Notre-Dame-Du-Haut in Ronchamp ebenfalls zum Unesco-Welterbe. Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg vom Architekten Le Corbusier gebaut, der mit insgesamt 17 Gebäuden und Stätten in der Unesco-Welterbeliste vertreten ist. Darunter ist auch das Guiette-Haus in Antwerpen.
Le Corbusier war sicher nicht prädestiniert, eine Kirche zu bauen. Doch als die Stadt Ronchamps nach 1945 nicht für den Wiederaufbau der zerstörten Kirche, sondern für einen modernen Neubau optierte, nahm Le Corbusier nach langem Zögern die Herausforderung an. Sein Entwurf ähnelt einem weißem Schiff mit hohem Segel auf einem Berg vor den Toren der Stadt.
Das Hohe Venn steht seit 2008 auf der Tentativliste des Unesco-Weltkulturerbes, doch der belgische Nationalstaat hat die Kandidatur bislang nicht erfolgreich abschließen können. Frankreich hat dies im Jahr 2015 für die Weinanbaugebiete im Burgund geschafft. Die "Climats de Bourgogne" umfassen neben den Weinbauparzellen und den Winzerdörfern auch die historischen Stadtzentren von Beaune und Dijon. In Beaune ist ein Museum speziell für diese Eintragung ins Unesco-Welterbe gegründet worden.
Weitere Informationen Infos unter patrimoine.bourgognefranchecomte.com.
Ausserdem in Forum:
- Saisonabschluss der Oper Lüttich mit dem "Macbeth" von Guiseppe Verdi
- Hörbuch "Ein Atelier in Paris" nach dem gleichnamigen Roman von Guillaume Musso
Werner Barth