Zwei rote Fäden sind erkennbar: Zum einen die Auseinandersetzung der US-Künstler mit europäischer Kunst und zum anderen die Suche nach einer amerikanischen Identität.
Erst Anfang des 20. Jahrhunderts beginnen die US-Künstler sich vom übermächtigen Vorbild Europas zu lösen. Während der Impressionismus die USA noch mit 30-jähriger Verspätung erreicht, geht es nach dem ersten Weltkrieg mit der neuen Sachlichkeit schon schneller. Boxkämpfe und Varieté-Szenen der amerikanischen Entertainment-Industrie könnten auch von Otto Dix gemalt worden sein.
Mit Edward Hopper folgt der erste eigenständige Vertreter der amerikanischen Moderne. Von Hopper sind gleich vier Gemälde in der Ausstellung. Keine der berühmten Bilder einsamer Frauen oder Nachtschwärmer, sondern Häuser und Kulissen, die Alfred Hitchcock zu seinem Schocker "Psycho" inspiriert haben sollen.
Am Ende stehen abstrakte Werke von Mark Rothko und Barnett Newman: Nun sind es nicht mehr die amerikanischen Künstler, die nach Europa schauen, sondern umgekehrt die Europäer, die begierig alles aufsaugen, was aus New York kommt. Im letzten Saal der Ausstellung hängt neben Pollock ein Mark-Rothko-Gemälde aus dem Ludwig-Museum in Köln. Als Hinweis sozusagen, dass die Geschichte der US-Kunst nach 1950 in diesem Museum der Stadt weitererzählt wird.
Doch die meisten Besucher der Ausstellung "Es war einmal in Amerika" werden das Wallraff-Richartz-Museum nicht so schnell verlassen. Viele der 130 Werke aus 300 Jahren US-Kunst waren bislang noch nie außerhalb der USA zu sehen. Jedes Werk ist im 600-Seiten-Katalog abgebildet und kommentiert. Der Katalog ist im WienandVerlag erschienen. Die Ausstellung läuft bis zum 24. März.
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Werner Barth