Wir haben gewählt:
- Eugen Ruge: Metropol
- Siri Hustvedt: Damals
- Inger-Maria Mahlke: "Archipel"
- Joël Dicker : "Das Verschwinden der Stephanie Mailer"
- Alexander Osang : "Das Leben der Elena Silber"
Eugen Ruge ist für seinen Roman "In Zeiten des abnehmenden Lichts" mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet worden. Mit seinem diesjährigen Roman "Metropol" ist Ruge zu seiner Familiengeschichte zurückgekehrt. Diesmal steht nicht sein Großvater Wilhelm im Mittelpunkt, sondern seine Großmutter Charlotte. Sie erzählt als überzeugte Kommunistin von der Zeit in Moskau im Jahr 1936, als unter Stalin die Säuberung der Partei aus dem Ruder läuft. Als ein Bekannter von ihnen als Volksfeind angeklagt wird, müssen Wilhelm und Charlotte selbst mit dem Schlimmsten rechnen, obwohl sie von der Partei im Nobelhotel Metropol einquartiert werden.
Der Roman "Metropol" von Eugen Ruge: "Metropol" ist unser Hörbuch des Jahres 2019. In dem Roman beschreibt Ruge bis ins kleinste Detail, wie die Moskauer Schauprozesse in den 1930er Jahren abgelaufen sind. Er hat die Fakten genau recherchiert, doch der Roman geht weiter. Eugen Ruge versetzt sich in viele Protagonisten, nicht nur in seine Großeltern Charlotte und Wilhelm.
Siri Hustvedt hat in diesem Jahr den Roman "Damals" veröffentlicht. Es ist ein Selbstportrait der Schriftstellerin als junge Frau. Der Roman ist keine Autobiographie: Die 60-jährige Autorin schreibt über eine 23-jährige Frau, die in den späten siebziger Jahren aus der amerikanischen Provinz in das wilde New York zieht. Es ist ein Erinnerungsbuch geworden. Interessant ist das Buch immer dann, wenn es um texttheoretische Fragen geht: Wahrheit oder Wahrhaftigkeit, Wissen oder Gefühl, Erlebtes oder Erlesenes.
Die Autorin Inger-Maria Mahlke hat mit "Archipel" einen Familienroman geschrieben, der fünf Generationen umfasst: Jede Menge Personal also. Ein Personen-Register am Roman-Ende hilft dem Leser bei der Orientierung.
Wer sich für das Hörbuch entscheidet, muss genau aufpassen bei diesem langen Spaziergang durch fast 100 Jahre spanische Geschichte auf der Insel Teneriffa von 1930 bis 2015. Die älteste Romanfigur ist der 96-jährigen Julio Baute, der das ganze 20. Jahrhundert auf Teneriffa erlebt hat. Er hat die Falangisten und Diktator Franco überlebt. Heute arbeitet er als Portier in einem Altenheim.
Ein Krimi muss natürlich dabei sein, bei unserem Rückblick auf die besten Hörbücher 2019. "Das Verschwinden der Stephanie Mailer" nach dem gleichnamigen Roman von Joël Dicker war besonders spannend mit einem überraschenden Ende. Als alles, was man von einem guten Krimi erwartet. Die Geschichte spielt in Orphea an der US-amerikanischen Ostküste, wo 1994 zum ersten Mal ein grosses Theaterfestival stattfindet. Am Abend der Eröffnung werden der Bürgermeister und seine Familie ermordet. Polizeimeister Jesse Rosenberg klärt den Fall auf, doch 20 Jahre danach meldet sich eine junge Journalistin. Stephanie Mailer behauptet, er habe sich geirrt.
Spurensuche in eigener Sache betreibt Alexander Osang in seinem Roman "Die Leben der Elena Silber". Über fünf Generationen bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts verfolgt der Filmemacher Konstantin Stein die Geschichte seiner Familie zurück, in der seine russische Grossmutter Elena offenbar die entscheidende Rolle gespielt hat. Ein sehr persönlicher Roman, für den der Journalist und Autor Alexander Osang schon vor 25 Jahren mit den Recherchen begann.
Werner Barth