Fantasy, Traum und Delirium waren die gemeinsamen Themen der bildenden Künstler in der ersten Hälfte und der Comic-Autoren in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Der 1938 in Nogent-sur-Marne bei Paris geborene Giraud hat sein Leben lang gezeichnet und Tausende von Arbeiten hinterlassen, die auch heute, acht Jahre nach seinem Tod, noch nicht alle erfasst sind. Unter seinem bürgerlichen Namen veröffentlichte er die Westerncomicserie "Leutnant Blueberry" zusammen mit dem belgischen Autor Jean-Michel Charlier. Diese historisch-realistische Serie gilt als Meilenstein der "ligne claire" des europäischen Comics, wird aber - verständlicherweise - in der Ausstellung weitgehend ausgeklammert.
Im Max-Ernst-Museum in Brühl geht es um Jean Giraud als Moebius, als Schöpfer utopischer Parallelwelten oder als Sciene-Fiction-Pionier, der Filme wie "Alien" oder "Star Wars" vorweggenommen hat. Das Schöne an der Ausstellung in Brühl ist die Vergrößerung vieler Zeichnungen auf Wandgröße, wodurch die Bilder und Geschichten noch rätselhafter werden und noch mehr beeindrucken. Einige Großformate lassen sich per App auf dem Smartphone sogar animieren.
Moebius war ein Meister der Farbe, und das lässt sich nicht nur in der Ausstellung, sondern auch im hochwertigen Katalog wunderbar nachvollziehen. Besonders gefallen die Abbildungen aus dem Portofolio über Jimi Hendrix: Hier hat Jean Giraud alias Moebius der Epoche ein echtes Denkmal gesetzt. Was in Frankreich und Belgien seit langem gilt, scheint jetzt auch in deutschen Museen angekommen zu sein: Der Comic gehört definitiv zum Kanon der Kunstgeschichte.
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Werner Barth