Es kommt nicht oft vor, dass man eine Ausstellung drei Mal sieht. 2015 war die Agnes Martin-Retrospektive in London und Düsseldorf zu sehen, und 2016 machte in Los Angeles und New York Station. In Düsseldorf warf ich beruflich da, die beiden anderen Male als Tourist. Drei Mal hat mich das Werk von Agnes Martin fasziniert.
Rudolf Kremer über die große Retrospektive der US-amerikanischen Malerin Agnes Martin 2015 in Düsseldorf
Im Gegensatz zur ersten Station in London war die Schau in Düsseldorf eine Offenbarung. Mehr Platz, mehr Licht, mehr Poesie. Die Düsseldorfer Kuratorin Maria Müller-Schareck nahm das Kompliment in aller Bescheidenheit gerne an.
Kuratorin Maria Müller-Schareck zur Retrospektive "Agnes Martin" und dem anschließenden Symposium im Düsseldorfer Museum K20. Die Ausstellung war anschließend in den USA zu sehen, zunächst in Los Angeles. Dort hatten die filigranen Werke mit zu viel grellem Tageslicht zu kämpfen und wurden von der kalifornischen Sonne fast ausgeblendet. Doch Agnes Martin hätte es sicher gefallen und an ihr Atelier in New Mexico erinnert.
Die Museumswelt hat in den letzten Jahren verstärkt Frauen präsentiert. Künstlerinnen, die in Vergessenheit geraten sind oder nie die Anerkennung erhalten haben, die sie verdient gehabt hätten.
Der Museum der Schönen Künste in Gent hat 2016 an Marthe Donas erinnert. Der Künstlerin aus Antwerpen gelang kurz nach dem 1. Weltkrieg eine Blitzkarriere. Unter dem Namen "Tour Donas" war sie in Ausstellungen der europäischen Avantgarde gemeinsam mit Größen wie Picasso, Léger und Mondriaan vertreten. Nach dem zweiten Weltkrieg geriet sie in Vergessenheit. Die erste Retrospektive von Marthe Donas in Belgien seit ihrem Tod 1967 war eine Premiere in vielerlei Hinsicht. Kurator war Peter J.H. Pauwels.
Die Corona-Pause machts möglich. Die Museen bleiben geschlossen, so auch die Ausstellung von Kris Martin im SMAK, der Museum für aktuelle Kunst der Stadt Gent. Knapp eine Woche nach der Eröffnung kam schon die Schliessung der ersten Museumsausstellung von Kris Martin in Belgien. Viele Kunstfreunde werden die Schau also noch nicht gesehen haben und hoffen natürlich auf ein baldiges Ende der Corona-Krise.
Die Ausstellung im SMAK ist aber sowieso schon bis zum 30. August verlängert worden. 2012 hatte der 48jährige Kris Martin bereits in Bonn eine Retrospektive. Kurator war damals Dr. Volker Adophs.
Das war 2012 im Bonner Kunstmuseum. Von Jan Hoet entdeckt und gefördert, aber zu Lebzeiten nicht ausgestellt, zumindest nicht in einer Einzelausstellung in seinem Museum, dem SMAK in Gent. Der aktuelle Direktor Philip Van Cauteren hat dies jetzt nachgeholt. Die Ausstellung "Exit" von Kris Martin im Genter Museum Smak ist vorsorglich bis zum 30. August verlängert worden. Momentan ist die Ausstellung wegen der Corona-Krise allerdings geschlossen.
Die Ausstellungen von Kris Martin 2012 in Bonn und 2020 in Gent beginnen beide mit einer Variante von "Trinity". Die Arbeit besteht aus einer Anzeigetafel, wie wir sie aus Bahnhöfen und Lufthäfen kennen. Nur das bei Martin nichts zu sehen ist: Keine Uhrzeit, kein Zielort, kein gar nichts. Die Anzeigetafeln rattern vor sich hin, doch am Ende bleibt alles schwarz. Viele Werke von Kris Martin funktionieren so: Durch kleine Eingriffe verändert der Künstler Gegenstände und Situationen. Das ist ironisch, aber nicht zynisch gemeint, sagt Kris Martin/
Werner Barth