Praktisch jeden Tag lesen wir in der Zeitung oder hören wir im Radio von der CD des Jahres, der Ausstellung des Jahrzehnts oder vom Roman des Jahrhunderts.
Angesichts dieser sprachlichen Inflation hat es jedes Buch, das tatsächlich für einen solchen Superlativ in Frage kommt, natürlich schwer.
Der in diesem Jahr auf Deutsch erschienene Roman "Parallelgeschichten" des ungarischen Autors Peter Nadas ist ein solcher Fall. Vom Feuilleton hochgelobt, ist er dennoch schon fast wieder vergessen, auch wenn für viele Kritiker "Parallelgeschichten" der beste Roman über das 20. Jahrhundert ist, der bislang veröffentlicht wurde.
Daran hat in dieser Woche noch einmal der mit 20.000 Euro dotierte «Brücke Berlin»-Preis erinnert, für Péter Nádas und seine Übersetzerin Christina Viragh. Sie werden am 5. Juni in Berlin für den Roman «Parallelgeschichten» ausgezeichnet.
«Péter Nádas lässt den Roman, wie wir ihn kennen, weit hinter sich», urteilte die Jury. Nie sei die Unterwerfung des Körpers und der Seele durch die Gewalt und die Ideologien des 20. Jahrhunderts so subtil, überzeugend und zartfühlend dargestellt worden.
Der Roman "Parallelgeschichten" ist im Rowohlt-Verlag erschienen. Außerdem liegt ein zweites Buch vor, das die Quellen von Peter Nadas erläutert.
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Bild: Rowohlt Verlag