Im Aachener Ludwig-Forum für internationale Kunst läuft noch bis zum 16. Februar das "Nancy Graves Project", die wichtigste Ausstellung des Aachener Museums in diesem Jahr. Am kommenden Donnerstag, dem 28. November (19:30 Uhr), diskutieren alte Weggefährten von Nancy Graves deren erste Solo-Show in Aachen im Jahr 1971. Anlass war natürlich eine ganze Reihe von Ankäufen des Sammlers Peter Ludwig, der sich nicht nur für die bekannten Kamel-Skulpturen der amerikanischen Künstlerin interessierte.
Kurator war 1971 Wolfgang Becker, der damalige Direktor der Neuen Galerie und spätere Leiter des Ludwig-Forums in Aachen von 1991 bis 2001. Wolfgang Becker ist aber nicht der einzige Teilnehmer der Podiumsdiskussion, der mit Nancy Graves zusammengearbeitet hat. Die Amerikanerin veranstaltete 1971 einen Workshop mit Studenten der Aachener Werkkunstschule. Einige der Studenten blieben auch nach diesem Workshop in Kontakt mit Nancy Graves und werden darüber berichten.
Die 1995 gestorbene Nancy Graves war Anfang der 1970er Jahre eine bedeutende Künstlerin der zeitgenössischen Szene. Bereits 1969 organisierte das New Yorker Whitney Museum für die damals gerade mal 30 Jahre alte Künstlerin eine Einzelausstellung. Die Ausstellung zwei später in Aachen war ihr Europa-Debüt. Ihre berühmten Kamele standen im Aachener Ludwig-Forum jahrelang Seite an Seite mit der hyperrealistischen "Supermarkt Lady" von Duane Hanson.
Doch die erste Retrospektive der fast vergessenen Künstlerin jetzt in Aachen zeigt, dass das Werk von Nancy Graves eindeutig vielschichtiger war. Mehr als 150 Skulpturen, Installationen, Zeichnungen, Gemälde und Filme zeugen vom Interesse der Künstlerin an Naturwissenschaften, Evolutionsgeschichte und Wahrnehmungspsychologie. Nancy Graves hat Konzeptkunst, Land Art, Arte Povera und sogar die Postmoderne gestreift.
Sammler Peter Ludwig war fasziniert von ihr und kaufte bis zu ihrem Tod 1995 regelmäßig Werke an, die jetzt zum ersten Mal gemeinsam in einer Ausstellung zu sehen sind, zusammen mit den Werken aus der Nancy Graves Foundation in New York, wo die Ausstellung später zu sehen sein wird.
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Bilder: Jordan Tinker/Adrien Potier, Carl Brunn, Nancy Graves Foundation NY/Licensed by VG-Bildkunst, Bonn