Früher gaben Künstler wie Joseph Beuys oder Andy Warhol selbst die Richtung der zeitgenössischen Kunst vor. Danach kamen die Museumsdirektoren und Ausstellungsmacher wie Harald Szeemann oder Jan Hoet, die über Künstlerkarrieren entschieden. Heute bestimmen die großen Privatsammler den Ausstellungsbetrieb mit ihren Stiftungen und ihrer An- und Verkaufspolitik.
Der Kunstmarkt hat diesen Entwicklungsprozess nicht nur begleitet, sondern auch zunehmend beeinflusst. Aber heute sind nicht mehr die Galerien mit ihren Kunstmessen der entscheidende Faktor. Die Auktionshäuser wie Christie’s und Sotheby’s rücken immer mehr in den Mittelpunkt, auch wenn es um zeitgenössische Kunst geht.
"Helden der Kunstauktion" heißt ein neues Buch im Hatje Cantz Verlag: Publizist Dirk Boll liefert Porträts der wichtigsten Kunstauktionatoren seit 1760, als vermutlich in London die erste Versteigerung abgehalten wurde. Von James Christie bis Jussi Pylkkänen, dem aktuellen Superstar der Szene, wird die Geschichte des Kunstauktionswesens erzählt und dessen Einfluss auf den Lauf der Kunstgeschichte deutlich.
In Lüttich läuft zur Zeit eine Ausstellung über "Entartete Kunst" und die Gemälde von Picasso, Gauguin und Chagall, die die Stadt Lüttich 1939 in Luzern ersteigert hat, weil die Nazis diese Bilder aus den deutschen Museen entfernt hatten. Stephanie Tasch beschreibt in "Helden der Kunstauktion" den Drahtseilakt von Theodor Fischer am 20. März 1939 zwischen Kunst und Politik. Eine Fragestellung, die auch der Lütticher Ausstellung gut getan hätte.
Außerdem in Forum:
Hörbuch "Pfaueninsel" nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Hettche
Gründung des ersten Zentrums für Regionalgeschichte in der DG
Video "The Secrets of Karbalaa" von Wael Shawky in Düsseldorf
Forum am 30. November von 10:00 – 11:00 Uhr auf BRF1
Nachzuhören auch hier im Netz
Cover: Hatje Cantz