Das Stück beginnt in einem Park in Moskau, wo Literaturpapst Berlioz und sein Schützling Besdomny auf den Teufel und dessen Gefolge treffen, darunter einen aufrecht gehenden Kater. In der Diskussion besteht der Teufel, schon aus ureigenem Interesse, auf der Existenz Gottes, was die Genossen Schriftsteller in der Sowjetunion der 1930er Jahre als erklärte Atheisten natürlich nicht akzeptieren können. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, sagt der Teufel die Zukunft voraus: Literaturpapst Berlioz werde noch am gleichen Abend von einer Straßenbahn überfahren.
Der abgetrennte Kopf von Berlioz ist das einzige Requisit, das der Zuschauer zu sehen bekommt. Auch die Parallelgeschichte von Pontius Pilatus, die nach der Straßenbahnszene beginnt und wichtig für den ganzen Roman ist, bleibt ohne Bilder.
Regisseurin Bernadette Sonnenbichler kommt vom Hörspiel und setzt auf das Kino im Kopf, das trotz der hervorragenden und omnipräsenten Musik von Malcolm Kemp aber nicht nur mit Worten funktionieren kann. So geht die Episode im Variété komplett verloren. Auch das Science-Fiction-Ende im Weltall muss ohne multimediale Hilfsmittel auskommen. Es bleibt das farblose Bühnenbild eines sowjetischen Altbaus als Ausdruck von Stalins sozialistischem Realismus, das auch von einer Windmaschine auf der Bühne nicht weggeblasen werden kann.
Hervorragend ist jedoch die szenische Straffung von der Verfolgung bis zur Festnahme des jungen Literaten Besdomny. Hervorragend auch die Ensemble-Leistung, wenn Kollegen im Schriftstellerhaus ohne Bühnenwechsel zu Ärzten und Krankenschwestern in der Klinik für Geistesgestörte mutieren.
Tim Knapper spielt überzeugend den jungen Literaten Besdomny, der aus der psychiatrischen Klinik nicht mehr herauskommen wird. Dazu bedarf es schon magischer Kräfte, und die werden dem Meister zu Teil, einem ebenfalls in der Klinik festgehaltenen Schriftsteller. Der Meister schafft es dank seiner Margarita, die einen Pakt mit dem Teufel eingeht, weil sie ihren Meister liebt und deshalb den Ehemann verlässt.
Der Höhepunkt der Aufführung in Aachen ist der Satansball. Hier wird der Zuschauer für andere entgangene Bilder entschädigt, hier wird die subversive Wucht der Prosa von Michail Bulgakov erfahrbar.
Im Theater Aachen ist das Stück in der Inszenierung von Bernadette Sonnenbichler noch bis Anfang April zu sehen.
Außerdem im Kulturmagazin “Forum”:
- "Nachruf auf Robert Schaus": Sein langjähriger Weggefährte und Freund Bruno Kartheuser erinnert an den Dichter und Künstler
- "Euregio liest": Ein Vorbericht zum Gastspiel von Autor Peter Stamm in Eupen
Forum am 18. Januar von 10:00 – 11:00 Uhr auf BRF1
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Bild: Carl Brunn