Die Brüsseler Oper La Monnaie hat am Donnerstag mit der dritten Premiere innerhalb von fünf Wochen aufgewartet. Eine unglaublich dichte Frequenz. Diesmal ist „La Monnaie“ im Cirque Royal zu Gast – das Stammhaus wird bekanntlich derzeit renoviert – und stellt eine echte Opernrarität vor: „La Vestale“ von Gaspare Spontini.
Wohl nur die wenigsten dürften „La Vestale“ bisher gesehen haben. Selbst für altgediente Opernfans ist das Werk von Gaspare Spontini aus dem Jahre 1807 eine Entdeckung. Abgesehen von einer Aufführung in den 1950er Jahren in der Mailänder Scala mit der legendären Callas und einer weiteren Aufführungsreihe unter Ricardo Muti vor rund zwanzig Jahren ist „La Vestale“ von den Spielplänen verschwunden. All zu viel Pathos schien auf der Oper zu ruhen.
Eines muss man dem Dirigenten Alessandro De Marchi lassen: Ihm gelingt es in Brüssel, den Staub der Zeit wegzuwischen mit einer zupackenden, der historischen Aufführungspraxis verpflichteten Interpretation. Leider kann die Idee nicht konsequent umgesetzt werden. Der erfahrene Schauspielregisseur Eric Lacascade bringt mit „La Vestale“ seine erste Operninszenierung auf die Bühne; eine sehr leere, offene Bühne, ganz wenig Requisiten, einige Tische und Bänke. Es ist eine leider wenig inspirierte Regiearbeit, urteilt Hans Reul in seiner Premierenbesprechung.
Glücklicherweise wird hervorragend gesungen. Der Chor der Monnaie und die junge Chor-Akademie des Opernhauses, die sich aus Studierenden der belgischen Konservatorien, hauptsächlich des IMEP Namur zusammen setzt, sind hervorragend. Ein Sonderlob für die beiden Chorleiter Martino Faggiani und Benoît Giaux. „La Vestale“ wird noch bis zum 25. Oktober in Brüssel gegeben.
Außerdem in der Sendung:
- Der deutsche Buchpreis 2015 geht an Frank Witzel
- Im Corso in St. Vith läuft die polnische Filmwoche
- Das Töpfereimuseum Raeren präsentiert eigene Museums-App
- Guy Van Waas in der Rolle des "Barbier von Sevilla" an der Oper Lüttich
hr/sh - Foto: Achim Nelles/BRF