Eine Retrospektive in Gent zeigt ihre Top-Werke aus den 1920er Jahren zum ersten Mal in Belgien seit dem Tod der Künstlerin 1967.
Marthe Donas aus Antwerpen gelang kurz nach dem 1. Weltkrieg eine Blitzkarriere. Unter dem Namen "Tour Donas" war sie in Ausstellungen der europäischen Avantgarde gemeinsam mit Größen wie Picasso, Léger und Mondriaan vertreten.
Der Schwerpunkt der Retrospektive in Gent liegt auf diesen 1920er Jahren, die Marthe Donas auf dem Höhepunkt ihrer Kreativität zeigen. Donas stellte damals in Berlin, London, Paris und Rom aus, doch sie hatte es schwer als einzige Frau im Kreis der Avantgardisten. Als sie 1927 nach Belgien zurückkehrte, verlor sie ihre Netzwerke und geriet in Vergessenheit.
Höhepunkt der Ausstellung ist der Saal mit ihren Kompositionen aus der Berliner Galerie "Der Sturm". Bilder, die aus den USA kommen und zum ersten Mal wieder gemeinsam in Europa zu sehen sind. Auf Empfehlung von Marcel Duchamps und Man Ray waren die Werke in Paris von der amerikanischen Kunstsammlerin Katherine Dreier angekauft worden und gehören heute zur Sammlung der Yale University in New Haven.
Nur wenige Museen besitzen Werke der Belgierin Marthe Donas. Die meisten Exponate stammen aus Privatsammlungen in Europa, aber auch in den USA.
Die Ausstellung im Museum der Schönen Künste in Gent ist eine seltene Gelegenheit, das Oeuvre der in Vergessenheit geratenen Künstlerin kennen zu lernen. Die Retrospektive im MSK Gent läuft bis zum 5. Juni.
Der Katalog ist bei Ludion erschienen.
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