Am 10. Januar 1929 erschien "Tintin au Pays des Soviets", natürlich inSchwarz-Weiss. Jetzt ist am 11. Januar 2017 die Comic-Geschichte von "Tim im Land der Sowjets" erstmals in Farbe veröffentlicht worden. Nicht unbedingt ein Sakrileg, wie einige Kritiker meinen. Hergé selbst hatte Zeit seines Lebens das Projekt verfolgt, all seine Geschichten in Farbe herauszubringen. Er wollte die Geschichte aber gleichzeitig umschreiben. Und dafür hat er nie die Zeit gefunden. Deshalb war die erste Tim & Struppi-Geschichte bislang nicht eingefärbt worden.
Der Verlag Casterman in Zusammenarbeit mit den Editions Moulinsart, hat dies jetzt nachgeholt. Die bunte Neuversion erscheint in einer Auflage von 300.000 Stück. Der Verlag rechnet damit, allein in diesem Jahr 500.000 Exemplare zu verkaufen.
Hergé war erst 21 Jahre alt, als er diese Geschichte vom Reporter Tim in der ehemaligen Sowjetunion schrieb. Die ersten Zeichnungen wirken noch ungelenk,
doch am Ende der Comic hat Hergé seine "Ligne claire" gefunden. Deshalb gilt das Jugendwerk heute auch als der erste Klassiker. Hergé schrieb 1929 in kurzen Episoden für die Zeitung. Nie hätte er gedacht, dass aus "Tintin au Pays des Soviets" mal sein erstes Buch werden würde.
Das bessere Papier und die dezente Pastelltöne erhöhen natürlich die Lesbarkeit. Der fremdenfeindliche Hintergrund lässt sich aber auch mit Farbe nicht
übertünchen. Genauso wie später im Werk von Hergé bei "Tim im Kongo" die Schwarzen die dummen Neger sein werden, so ist der Kommunist in der Sowjetunion der grausame und hinterlistige Ivan. Keine Ironie weit und breit. Das ist schade, denn ansonsten sind Surrealismus und anarchischer Witz Trumpf. Und: Nie hat Tims Hund Struppi, der gute alte Milou, einen wichtigere Rolle gespielt als in "Tim im Land der Sowjets".
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Werner Barth - Bild: Hergé