Die Außenskulptur "Isabella", ein viereinhalb Meter großer Mädchenkopf aus Gusseisen war die erste starke Arbeit. Sie erinnerte an die Installation Plensas in der Kirche San Giorgio auf der Biennale in Venedig 2015. Man verspürte das Verlangen, nach Chicago zu reisen, um das bisherige Opus Magnum des Bildhauers zu sehen: The Crown Fountain, zwei 16 Meter hohe Türme im Millenium Park von Chicago.
Die Ausstellung im Max Ernst-Museum hat gezeigt, wie vielfältig das Oeuvre des 61-jährigen Künstlers aus Barcelona ist. Seine Materialien reichen von Gusseisen und Stein über Glas und Video bis hin zu neuerdings Holz. Seine Einflüsse gehen vor allem auf Surrealismus und Minimalismus zurück. Seine Inspiration beruht auf Philosophie und Poesie. In der Literaturgeschichte kennt Jaume Plensa sich aus. Schön nachzulesen im Katalog, wie er sich auf den Dichter Paul Valery bezieht oder mit Zitaten von William Shakespeare gearbeitet hat.
Der Katalog der Ausstellung im Max Ernst-Museum in Brühl trägt den Titel "Die innere Sicht" und ist im Wienand-Verlag erschienen. Auch weil die neuen Arbeiten aus 2016 in dem Buch besprochen werden, kann diese Publikation als aktuelles Standardwerk über Jaume Plensa angesehen werden.
Ausserdem gibt es in Forum ein Bericht über zwei Inszenierungen am Theater Lüttich: Das "Théâtre de Liège" hat den Anspruch, auf aktuelle politische Themen zu reagieren. Deshalb hatte Direktor Serge Rangoni den Brüsseler Regisseur und Schauspieler Ismaël Saidi eingeladen. In der vergangenen Woche präsentierte Saidi den zweiten Teil seiner Trilogie über Radikalismus.
Es geht um einen Jugendlichen, der bei einem Anschlag auf eine jüdische Schule mehrere Personen getötet. Im Gefängnis trifft er auf einen katholischen Priester, der seine Weltanschauung ins Wanken bringt. Nicht weil er ihn belehrt, sondern weil er mit ihm einen Joint raucht und ihn zum Lachen bringt. Bei der Premiere führte der Szenenapplaus dazu, dass die Schauspieler improvisierten und darauf verwiesen, dass dieses Stück nicht als Werbung für Haschisch gedacht sei, was die Stimmung weiter auflockerte.
Ismaël Saidi mag ein Lehrstück für die Schulen und Jugendzentren in Molenbeek geschrieben haben. Aber herausgekommen ist auch ein unterhaltsames Theaterstück, nicht zuletzt aufgrund der hervorragenden Schauspieler.
Das Stück heißt "Géhenne", lateinisch Gehenna, abgeleitet vom hebräischen Ge-Hinnom, dem ewigen Aufenthaltsort der im Jüngsten Gericht Verdammten.
Nächste Woche geht im "Théâtre de Liège" schon weiter mit "Briefe an Nour" von Rachid Benzine. Der französisch-marokkanische Islamforscher hat seinen Roman "Nour, warum habe ich nichts kommen sehen" zu einem Theaterstück verarbeitet. Ein Vater, der im Geiste des Korans als Botschaft des Friedens und der Liebe lebt, befragt seine Tochter, warum sie heimlich einen jungen Islamisten geheiratet hat und mit ihm nach Syrien in den Kampf ziehen will. Das Stück läuft vom 24. bis 28. Januar im Theater Lüttich an der Place du 20 août.
Außerdem in Forum:
- "Die schönen Tage von Aranjuez": Wenders verfilmt Handke-Stück
- Neue Erkenntnisse über die Maler Claude Monet und Paul Klee in zwei Ausstellungen in der Schweiz
- "Ein wenig Leben" von Hanya Yanagihara: Der Roman der aus Hawai stammenden US-Amerikanerin erscheint nächste Woche auf Deutsch
Werner Barth - Cover: Wienand Verlag