Marina Abramovic gilt als die „Mutter der Performance-Kunst“. Physisch und mental hat sie die Grenzen ihres Körpers ausgelotet. 2010 saß sie im New Yorker „Moma“ drei Monate lang auf einem Stuhl. In ihren Anfangsjahren in Belgrad entging sie nur knapp dem Erstickungstod, als sie in einer brennenden Installation ohnmächtig wurde und gerettet werden musste.
Die extreme Performance-Kunst von Marina Abramovic ist untrennbar mit ihrem Leben verbunden. Deshalb muss man ihre Autobiographie "Durch Mauern gehen" lesen, auch wenn ihr Narzissmus nur schwer zu ertragen ist.
Die Autobiographie erinnert an die von Bob Dylan, der 2004 "Chronicles, Volume One" veröffentlicht hat. Bob Dylan schreibt sich darin sein Leben schön und hat am Ende immer recht.
Ähnlich ist es bei Marina Abramovic, die ihr Leben als Erfolgsstory präsentiert, trotz aller Probleme: Eine schwere Kindheit, Armut in der jugoslawischen Provinz als junge Künstlerin, Pech in der Liebe. Jede Performance sei die Antwort auf eine bestimmte Lebenssituation gewesen, schreibt Abramovic.
Sie outet sich als abergläubisch. Sie vermutet oft übersinnliche Kräfte am Werk. Und sie sehnt sich nach Ruhm: Ihre Freundschaft mit Lady Gaga ist ihr besonders wichtig.
Die Autobiographie von Marina Abramovic ist auf Deutsch bei Luchterhand erschienen.
Nach der Retrospektive im New Yorker Museum „Moma“ ist in Stockholm die bislang größte Werkübersicht in Europa eröffnet worden. Die Ausstellung ist danach im Louisiana Museum of Modern Art in Dänemark von Juni bis Oktober vorgesehen. Letzte Station wird die Bundeskunsthalle in Bonn sein, vom vom 20. April bis 12. August 2018.
Der Katalog ist bei Hatje-Cantz erschienen. Auch die deutschsprachige Fassung ist schon jetzt erhältlich.
Die Retrospektive ist dreigeteilt: Zunächst die Werke von 1965 bis 1975, als Abramovic noch malte. Bis zur ersten Performance "Rhythm 10" 1973. Ab 1976 die zwölf Jahre im Duo mit Partner Ulay. Nach der letzten gemeinsamen Performance "The Lovers" der Beginn der Solo-Karriere 1989 und die internationale Anerkennung ab Ende der 90ger Jahre, unter anderem mit dem Goldenen Löwen auf der Biennale von Venedig 1997.
Die europäische Retrospektive heißt "The Cleaner" nach einer gleichnamigen Performance von Marina Abramovic, die diese Ausstellung von Anfang an mit begleitet hat und auch auf den drei europäischen Stationen diese Performance aufführen wird. Aus einem einfachen Grund: Für Abramovic ist ihr Werk noch längst nicht abgeschlossen und wird mit jeder Ausstellung fortgeschrieben.
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Werner Barth - Archivbild: Gustavo Cuevas/EPA