Nach der Studentenrevolte von 1968 wollten die jungen Autoren nicht mehr für Zeitschriften wie "Tintin", "Pilote" oder "Spirou" arbeiten und nur lustige Geschichten für Jugendliche erzählen. Sie wollten echte Romane zeichnen. Damals entstand in Zeitschriften, was heute auf dem Buchmarkt als "Graphic Novels" gefeiert wird.
Bei "Métal Hurlant" lag der Schwerpunkt auf Science-Fiction mit Autoren wie Jean Giroud alias Moebius, Philippe Druillet und Jean-Pierre Dionne. Von Druillet sind in der Lütticher Ausstellung großformatige Originalzeichnungen von anderthalb auf ein Meter 20 zu sehen, die eine Relektüre der alten Comics noch beeindruckender machen. Eine Offenbarung sind auch die getuschten Originale und farbigen Umschlagseiten von Jean Giroud.
Lange Zeit nur schwarz-weiß veröffentlichte der Casteman-Verlag in seiner Zeitschrift "A Suivre". Hier waren Autoren wie Jacques Tardi mit der Gesellschaftssatire "Ici Même", José Munoz mit dem Privatdetektiv Alack Sinner und natürlich das große Vorbild, Hugo Pratt mit seinem Weltensegler Corto Maltese vetreten. "A Suivre" stand für den literarischen Comic ein. Deshalb wurden auch Zeichnungen in Schwarz-Weiß bevorzugt.
Die Belgier waren in "A Suivre" natürlich von Anfang an vertreten. Der Brüsseler François Schuiten entwickelte mit Benoît Peeters in dieser Zeitschrift seine Serie der "Cités Obscures".
Der erste und vielleicht sogar absolute Höhepunkt in der Geschichte von "A Suivre" war "Silence" von Didier Comès aus dem ostbelgischen Sourbrodt. Dieser magisch-realistische Comic-Roman über einen Taubstummen in einem Dorf der Ardennen wartet noch immer auf seine Verfilmung.
Schade nur, dass in der Ausstellung der Geburtsort von Comès fälschlicherweise im Osten Frankreichs angesiedelt wird. Ansonsten ist an dieser Schau nichts auszusetzen. Sie läuft noch bis zum 11. Juni im Lütticher Museum La Boverie, das mit dieser Ausstellung das einjährige Bestehen nach der Renovierung feiert.
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Text und Bild: Werner Barth