Der Titel "Mitten wir im Leben sind" stammt von einem Bach-Choral, getanzt werden allerdings die sechs Cellosuiten von Johann Sebastian Bach.
Der französische Cellist Jean-Guihen Queyras hatte De Keersmaeker um eine Zusammenarbeit gebeten. Queyras hat die Cellosuiten schon auf CD eingespielt und spielt sie jetzt im Rosas-Stück live auf der Bühne.
Wenn es um Bach geht, braucht man Anne Teresa De Keersmaeker nicht lange zu bitten. Sie hat selbst schon mehrfach Bachmusik auf die Bühne gebracht.
Die Premiere in der alten Industriehalle in Gladbeck war ein Glücksfall, der in Opernhäusern nur schwer zu wiederholen sein wird. Die Aufführung begann im Licht des Sonnenuntergangs, das durch die groß geöffneten Fenster einfiel. Am Ende der vierten Cellosuite waren die Tänzer schon fast von Dunkelheit umgeben. Die fünfte Suite spielte Queyras alleine in der Maschinenhalle mit einem Scheinwerfer im Rücken, bevor dann die Tänzer zur Suite Nummer 6 auf die jetzt hell erleuchtete Bühne zurückkehrten.
Weil jede Suite trotz gemeinsamer Grundstruktur einen eigenen Charakter besitzt, hat De Keersmaeker die ersten vier Suiten jeweils an die Persönlichkeit eines Tänzers angepasst: in der ersten Suite an Michael Pomero, in der zweiten an Julien Monty, in der dritten an Marie Goudot und in der vierten an Bostjan Antoncic. In jeder Suite tanzt die Choreografin ein Stück, das immer gleich bleibt und auf das die Tänzer unterschiedlich antworten.
De Keersmaekers Minimalismus wurde wie immer kontrovers rezipiert. Im Deutschlandfunk fand eine Kritikerin die Produktion banal und prätentiös, in den belgischen Tageszeitungen "La Libre" und "De Standaard" hingegen war vom göttlichen Höhepunkt der Karriere von Anne Teresa De Keersmaeker zu lesen. Der Kritiker von "De Standaard" schrieb sogar, er habe vor Freude geweint.
Zehn Theater weltweit haben die Produktion unterstützt. Die Tournee umfasst 44 Auftritte.
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Werner Barth - Bild: Nicolas Maeterlinck/BELGA