Gegenüber dem Vorgänger der geplanten Trilogie, "Kinfolk: Postcards from Everywhere", hat Smith mehr Fleisch angesetzt, die Kompositionen sind vielschichtiger, komplexer, voller und bilden die Entwicklung vom Kind zum jungen Erwachsenen dynamisch ab.
Zwischen den beiden Teilen hat der Schlagzeuger, Komponist und Bandleader jedoch auch zwei weitere Projekte veröffentlicht: 2018 das Breakbeat-Solo-Drums-Album "Pocket Change" und 2020 die R&B-EP "Light and Shadow". Somit addiert Smith zu seiner Trilogie der Musikerwerdung auch sein gegenwärtiges Schaffen rückwirkend hinzu. Prägend auf "Kinfolk 2" sind aber vor allem seine Beschäftigung mit der Black Rock Coalition – wie Living Colour, Fishbone und 24-7 Spyz – sowie zu aufwühlenden Acts wie Bad Brains, King's X, Prince, aber auch Sting. Smith hörte viel Hip-Hop und den Neo-Soul, der in den 1990er Jahren aufblühte.
Ein Rückblick-Album ist es dennoch nicht geworden. Smith vereint seine Teenager-Einflüsse mit einem Sinn für modernen Jazz. Als Sideman von Jazz-Titanen wie Pat Metheny, Dave Holland, Ravi Coltrane oder Chris Potter weiß er zudem mit beträchtlicher Reife zu glänzen. Sein Schlagzeugansatz ist unverwechselbar, seine oft knackigen, funky Kopfnicker-Grooves kombiniert er mit der gekonnter interaktiver Improvisation des modernen Jazz. "Kinfolk 2" schlägt an manchen Stellen über die Stränge, wenn Vokalist Kokayi oder Gitarrist Vernon Reid zuviel rohe Energie in das Werk streuen. Insgesamt aber ist es ein gehöriger und gekonnter Energieschub gegenüber dem ersten Teil.
Außerdem in dieser Sendung: zwei Schweizer, die unterschiedlicher kaum sein könnten – der Multiinstrumentalist und Soundtüftler Kalabrese zum einen ("Let Love Rumpel"), die Bassistenlegende Heiri Känzig zum anderen ("Travelin'"); der New Yorker Schlagzeuger Sean Conly mit neuem Trio-Album "The Buzz"; der Pianist Craig Taborn mit einer Sternstunde aus dem Mozartsaal in Wien ("Shadow Plays"); das Kunst-Musik-Album des Visual Artist Jörg Sasse ("Framed").
Und wir blicken zurück: auf das fast vergessene Sensationsalbum "Harlem" der Percussion-Legende Emmanuel Abdul-Rahim (früher bekannt als Juan Amalbert) von 1988, das nun für eine Vinyl-Neuauflage überarbeitet wurde, und auf 40 Jahre Jaro Medien von Uli Balß.
Above Everything (feat. Palma Ada)
(S. Winkler)
Kalabrese
Rumpelmusig / Compost
From C to Sea (feat. Leo Genovese and Francisco Mela)
(M. Attias [Ravished Limbs Music, Sesac]
Sean Conly
577 Records
Street Lamp
(N. Smith)
Nate Smith
Edition Records
Altitude (feat. Joel Ross & Michael Mayo)
(N. Smith)
Nate Smith
Edition Records
Now in Hope (Live at Konzerthaus Wien, 2020)
(C. Taborn)
Craig Taborn
ECM
Mi Ardillita
(traditional [Kolumbien]) – Arr.: S. Kukko)
Piirpauke
Jaro Medien
Times at Hand
(E. Abdul-Rahim)
Emmanuel Abdul-Rahim feat. The Times At Hand Orchestra
Acid Jazz
Travelin’
(H. Känzig)
Heiri Känzig
UMI/Universal Music Switzerland
Framed XII
(J. Sasse)
Jörg Sasse
Office Editions
Free My Skin (II) (feat. Tinyman & Ahnansé)
Steam Down
Blue Note
Markus Will