„Ich sehe mich als Teil einer langen Reihe amerikanischer Künstler, die nach Paris gezogen sind, um den USA zu entkommen, einem Land, das seine Schöpfer nicht unterstützt“, sagt Hadfield, und wirft mit dem Album „John Hadfield’s Paris Quartet“ einen liebevollen Blick auf die französische Hauptstadt in der Covid-19-Ära. Das Ensemble arbeitet elektronisch und zeitgenössisch und verwendet musikalische Sprachen außerhalb der Jazztradition, öffnet sich Einflüssen aus Nordafrika bis hin zur südindischen karnatischen Musik. „Während französische Jazzmusiker dazu neigen, die New Yorker und amerikanische Musikszene zu mystifizieren, zelebriert meine Musik, nachdem sie die umgekehrte Reise hinter sich hat, die Mischung der Kulturen, die Paris zu einem musikalischen Zentrum macht.“
Das Erleben der Stadt als Fremder kann eine angsteinflößende Sache sein. John Hadfield (Drums, Percussions) und sein Quartett – Sylvain Rifflet (Tenorsaxofon, Klarinette), Jozef Dumoulin (Rhodes) und Chris Jennings (Bass) – haben aus diesem Erleben und einander Begegnen ein Kunstwerk gemacht, das Elektronik und zeitgenössischen Jazz zu moderner Eleganz verdichtet und doch wie ein Abenteuer klingt. Ein Glücksfall!
Außerdem:
• Lebhafter Vorgeschmack auf „Hymn au Soleil“ von Laurent Bardainne & Tigre d’Eau Douce
• Ziemlich hässlich: Fabian Dudek vertont die Konfrontation von Natur und Industrie
• Ziemlich schön: Fred Hersch hat seinen Traum von Jazz-Groove mit Streichquartett verwirklicht
• Die Pianistin Clélya Abraham spürt ihren karibischen Wurzeln nach
• Die Sängerin Somi spürt ihren afrikanischen Wurzeln nach
• Im April kommt das neue Album des ostbelgischen Drummers Olivier Chavet – vorab ist „Breeze“ erschienen
Markus Will