"An Ever Changing View" ist das achte Album des Trompeters, Bandleaders und Komponisten aus Manchester. Halsall, der sich nie einem bestimmten Sound oder einer Szene zugehörig fühlte, erschafft darauf ein weites, freundliches Klanguniversum - eine zutiefst meditative Musik. Während der Entstehung wohnte er abwechselnd in einem Architektenhaus mit Meerblick in Nordwales und in einem modernistischen Haus in Bridlington im Nordosten Englands. Er komponierte, was er sah, "wie ein Landschaftsgemälde". In diesen Umgebungen wollte Halsall "das Gefühl der Offenheit und des Eskapismus" einfangen und das Musizieren wieder von vorne beginnen. "Ich habe den Reset-Knopf gedrückt und wollte völlige musikalische Freiheit haben", sagt er. "Es war eine echte Erkundung des Klangs."
Matthew Halsall spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Trompete und hat auch in Big Bands mitgewirkt. Seinen Erweckungsmoment erlebte er aber erst, als er sich in einen Club schlich und erlebte, wie der DJ, Mr Scruff, Pharoah Sanders’ "You've Got To Have Freedom" auflegte. "Ich war besessen von der explodierenden DJ-Kultur dieser Zeit", erinnert sich der heute Vierzigjährige, "ebenso wie von Alice Coltrane und spirituellen Jazz-Platten. Ich fing an, die Mixe von Mr. Scruff und Gilles Peterson zu hören. Ich dachte: Das ist es, was ich machen will, etwas, das von der Vergangenheit beeinflusst ist, aber in einer zeitgenössischen, gegenwärtigen Form."
Mit "An Ever Changing View" ist ihm das gelungen wie nie zuvor. Es fühlt sich berauschend an, zuweilen auch jenseitig. Der Titeltrack entfaltet sich wie die ein- und auslaufenden Gezeiten, es folgen erhebende, moderne Jazz-Tracks mit unruhiger Perkussion, die einen warmen, magischen Realismus heraufbeschwört. Entspannte Grooves, Handpercussion, tiefer Bass und das Glitzern des Fender Rhodes vervollständigen das Klanggemälde.
Eine Besonderheit in Halsalls Musik liegt im wachsenden Percussion-Einsatz. Ob Congas oder Kalimba, Samenkörner, Glocken oder Glockenspiele, er hat gesampelt und geloopt, was seine Instrumentenkiste anbot. Diese Percussionelemente sind die Grundlage seiner Songs, doch sie machen sich nur sehr, sehr entfernt bemerkbar, federnd, pulsierend, atmend. So blüht "An Ever Changing View" im Kopf des Hörers zu einer einladend hypnotischen Musik auf, die trotz ihrer 50-minütigen Laufzeit viel zu schnell vorüberzieht.
Außerdem
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Life on Earth
(D.Douglas)
Joe Lovano & Dave Douglas Sound Prints
Greenleaf Music
Welcome To My World
(I.Ogunjobi / J.Armon-Jones / J.Mollison / O.Koleoso / T.Koleoso)
Ezra Collective
Partisan Records
An Ever Changing View
(M.Halsall)
Matthew Halsall
Gondwana Records
Water Street
(M.Halsall)
Matthew Halsall
Gondwana Records
At(moves) (feat. Quelle Chris, Wheelchair Sports Camp, Mal Devisa)
(J.Acaster)
Temps
PIAS
Inward, Curve
(T.Gilmore)
BlankFor.ms
Red Hook Records
Tape Loop B – II
(T.Gilmore)
BlankFor.ms
Red Hook Records
Speak No Evil (feat. Benet Palet, Jordi Gaspar & Juan José Villar)
(W.Shorter)
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Karonte
Interludio
(T.Fulcheri)
Woxow
Little Beat More
Markus Will